undeode Weg mit der akademischen Muse! Mit dieser alten Betschwester habe ich nichts zu tun. Ich rufe die alltägliche, die städtische, die lebendige Muse an, damit sie mir helfe die braven Hunde, die armen Hunde, die mit Kot bespritzten Hunde zu besingen, die Hunde, die jeder von sich fern hält, weil sie verpestet und verlaust sind, nur nicht der Arme, dessen Genossen sie sind, und der Dichter, der sie brüderlichen Auges betrachtet.
Pfui über den geleckten Hund, diesen vierfüßigen Gecken, Dänen, King Charles, Mops oder Wachtelhund, so entzückt von sich selbst, daß er höchst zudringlich zwischen die Beine oder auf die Knie des Besuchers springt, wie wenn er sicher wäre ihm Freude zu machen; ausgelassen wie ein Kind, einfältig wie ein galantes Dämchen, manchmal mürrisch und unverschämt wie ein Dienstbote! Pfui über diese vierpfotigen Schlangen, fröstelnd und faul, die man Windhunde nennt und die in ihren spitzen Schnauzen nicht einmal genug Witterung haben, um der Spur eines Freundes zu folgen, noch in ihrem platten Kopf genug Verstand, um Domino zu spielen.
In die Hütte mit all diesen lästigen Schmarotzern! Zurück mit ihnen in ihre
seidengefütterte Hütte! Ich singe den kotbespritzten Hund, den armen Hund, den
Hund ohne Behausung, den streunenden Hund, den Seiltänzerhund, den Hund, dessen
Instinkt, wie der des Armen, des Zigeuners und des Komödianten wunderbar geschärft
ist durch die Not, die so gute Mutter, die wahre Schutzgöttin der gescheiten
Leute! Ich singe die armseligen Hunde, die einsam in den gewundenen Schluchten
der unermeßlichen Städte umherirren, und sie, die dem verlassenen Menschen mit
geistvoll blinzelnden Augen sagten: »Nimm mich zu dir, und aus dem Elend von
uns beiden machen wir dann vielleicht so etwas wie Glück!« - Charles
Baudelaire, Der Spleen von Paris. In: C. B., Die Tänzerin Fanfarlo und Der Spleen von Paris. Zürich
1977 (detebe 20387)
Hundeode (2)
Ode an den Hund Hund bellt Hund stellt HUND ist der Hund Kläffscheißer Winselpinscher asthmatische Töle krummbuckliger zitternder Schwanzeinzieher ihr Ebenbilder ihr Ausgeburten |
- Michael Stein, nach: Der Rabe, Magazin
für jede Art Literatur Nr. 38, Zürich 1993
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