undekampf   Die Hündin war eine Bestie. Mager, mit schwarzem spitz zulaufendem Gesicht, halbkahlem Schwanz und schräg stehenden Augen, erwartete sie, reglos wie eine Statue, Lupo, der in rasendem Tempo auf sie zugerannt kam, dann aber plötzlich stehen blieb und sie wie ein Irrer anbellte.

Sie blieb eine Weile unbeweglich stehen und hörte sich das an finster und angsteinflößend, begleitet von den Schreien der Tungs: dann wandte sie sich ab und entfernte sich zwei Schritt in die andere Richtung, als würde sie denken ›Komm, laß mich schon gehn, sonst liefer ich dir hier nämlich noch 'n Blutbad‹.

Doch im Weggehen drehte sie sich mit ihrem spitzen Gesicht über der mageren Schulter hin und wieder um und blickte ihn aus ihren erloschenen, dunklen, rotgesprenkelten Augen an.

»Los, Lupo, los, los«, flüsterte Armandino, noch immer über das Ohr seines Hunds gebeugt, und auch die anderen Jungs hetzten ihn auf und schrien wie die Affen, daß man das Theater bis nach Tiburtino hören konnte. Arglos jagte Lupo der Hündin, die noch keinen Mucks von sich gegeben hatte, hinterher, lauthals bellend und ein paar Faxen machend.

›Jetz scheints mir aber, daß dir die Brust 'n bißchen reichlich schwillt, für mein' Geschmack‹, schien sie zu denken und blieb stehen. Und kurz darauf: ›Mann, du verdammter Wichser!‹ fing sie an zu knurren, weil sie urplötzlich die Geduld verloren hatte. Ihr Knurren war so laut, daß Lupo stehenblieb. Selbst die Jungs waren beeindruckt. In der Zwischenzeit hatte sie sich mit gewölbtem Rücken umgedreht und sah diesen Blödian von Lupo, der den Rückzug antrat, aus finsteren Augen an.

»Hab ich dir 's nich gesagt, Sgarò?« sagte Roscetto.

Armandino beugte sich noch weiter runter: »Los, los, Lupo, los!« sagte er und zitterte beinahe selbst. Lupo bekam wieder etwas Oberwasser, vergaß auf der Stelle den Schiß, den er eben noch hatte, und begann, noch drohender und wilder zu bellen. - ›Probier 's doch noch mal‹, schien die Hündin zu denken. - ›Mann, du Wildsau, du dreckiges Aas, brauchst mich garnich so ansehn!‹ bellte Lupo wütend, ›damit machste auf mich nämlich überhaupt kein' Eindruckt - Die Hündin: still. - ›Wennde nich gleich was sagst‹, drohte Lupo, ›dann scheuer ich dir so 'n gewaltiges Ding, daß de meinst, du wärst auf 'm Mond!‹

›Aaaah, bist wohl einer von 'n ganz Niedlichen biste‹, bellte der andere Hund, Lupos Wortschwall unterbrechend.

›Na und?‹ machte Lupo mit einem Satz auf ihn zu, der sich schnell verzog, ›was will 'n dieser Idiot hier?‹ — Die Hündin knurrte. ›Knurr lieber mal den Schlappschwanz da an!‹ schrie Lupo.

›Jetz reicht 's mir aber‹, bellte die Hündin plötzlich, ›ich hab jetz endgültig die Nase voll, daß de 's weißt!‹ — Sie drehte sich jetzt frontal zu Lupo. — ›Und wennich blind werd‹, bellte sie wütend, ›aber den Spaß laß ich mir ruhig dreißig Jahre Regina Coeli kosten!‹

»Jetz zerfleischen se sich gleich!« sagte Sgarone, aber er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da waren die beiden Schäferhunde schon aufeinander losgegangen, die Hinterbeine gegen die Erde gestemmt, die Vorderläufe ineinander verwickelt, gegen die Brust des anderen, mit weitaufgerissenen Mäulern und bis ans Zahnfleisch hochgezogenen Lefzen. Herumwälzend versuchten sie, sich gegenseitig hinter die Ohren zu beißen, und bei jedem Biß übertönte ihr Knurren noch das Geschrei der Jungs. Lupo wälzte sich zwischen den Stoppeln und wirbelte gewaltigen Staub auf, doch die Hündin war über ihm und biß ihm in die Gurgel. - (rag)

 

Hund Kampf

 

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