undeblick  Ich stopfe mir eine Pfeife, mein Hund schaut mir zu, er hält mich jetzt für einen Surrealisten. Manchmal weiß ich etwas ganz sicher. Ich darf mich nur nicht bewegen. Zum Glück fehlt mir dazu die Lust.   - Martin Walser, Die Gallistl'sche Krankheit. Frankfurt am Main  1974 (es 689, zuerst 1972)

Hundeblick (2)   Ihre Dankbarkeit war überschwenglich. Ihre Blicke folgten mir, wo immer ich ging, und in ihnen sah ich die verzehrende Verehrung von Hundeaugen. Ich glaube, hätte ich ihr befohlen, sich zu vergiften, sie hätte es sofort getan.

Ich wollte nicht, daß sie sich so fühlte. Jedenfalls versuchte ich ihr klarzumachen, daß sie mir nichts schuldete. Ich hatte nicht mehr getan, als es der Anstand erforderte, erklärte ich ihr. Nicht mehr, als ein anständiger Mensch für einen anderen tun sollte - wenn die Umstände es erlaubten. Alles, was ich für sie anstrebte, sagte ich, sei ihr Glück und Wohlergehen, wie es einer so anständigen jungen Frau wie ihr zustände.

Aber sie wollte es nicht so. Für mich war es genug - ich war nur allzu bereit, es zu akzeptieren - doch sie nicht. Ihre Dankbarkeit hatte eine unveränderliche Eigenschaft: Wo immer ich war, hielt auch sie sich auf; ruhig, aber allgegenwärtig, passiv, aber unnachgiebig, sich permanent anbietend. Es war unmöglich, ihr zu widerstehen; es ging jedenfalls über meine Kräfte.

Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Ich konnte mir keine wirklichen Nachteile vorstellen, wenn ich annahm, was sie mir so inbrünstig anbot. Es war alles, was sie zu verschenken hatte. Und man darf nicht leichtherzig ablehnen, wenn jemand sich selbst verschenken will.

Schließlich, nachdem sie ungefähr sechs Wochen bei mir beschäftigt war, nahm ich es an.  - (thom)

Hundeblick (3)

- Roy Lichtenstein

Hundeblick (4)  Seine Augen, die treuen Hundeaugen, die mich fragend anstarrten, machten mich rasend. Ich fand sie dumm, hohl, rührselig, blöd. Trostlos und demütig, ohne Lust, ohne Trunkenheit. Und dieses Japsen, dieses Schnaufen des Tieres, das stoßweise, kurze Atmen, das die Rippen wie eine Ziehharmonika auseinanderzieht und den Bauch lächerlich aufbläht, das auf- und absteigt, aufreizend wie eine Fingerübung auf dem Klavier, bei der nie eine Note übersprungen, nie danebengegriffen, nie ein Ton ausgelassen wird! Des Nachts erfüllte es mein Zimmer. Zuerst nur schwach, dann steigerte es sich gewaltig, wurde riesenhaft, grotesk. Es beschämte mich. Es beleidigte mich. Manchmal machte es mir Angst. Es war, als sei ich es, der so atmete, so niedrig und erbärmlich, so gedemütigt und bedürftig. Eines Tages hielt ich es nicht mehr aus. Ich rief das garstige Vieh zu mir her und stach ihm die Augen aus, langsam, bedächtig, geradezu fachmännisch. Dann packte ich, von Wahnsinn erfaßt, einen schweren Stuhl und schlug ihn ihm übers Kreuz. So habe ich mich meines einzigen Freundes entledigt.  - (mora)

Hundeblick (5)
 

Tierblick Hund

 

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Hundeaugen
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