ühnerbrust Vetter Dsï-man war ein von Natur recht schwächlicher Bursche, dürr wie eine Bohnenstange, mit Hängeschultern, einer Hühnerbrust und Stelzenbeinen, kurzum, ein Mann ohne viel Kraft und Saft. Bei einer derartigen körperlichen Konstitution wäre es fast ein Wunder gewesen, wenn er die unausgesetzten Forderungen und Belästigungen der beiden Mädchen, die erst durch ihn so richtig Geschmack an der Sache gefunden hatten, ohne schwere gesundheitliche Schäden hätte überstehen können. Zudem war seine Base eine Expertin in der ›Methode, die Früchte des Kampfes zu ernten‹, und sie beherrschte - nicht zuletzt durch die ständigen Übungen - diese Kunst schließlich so vollkommen, daß sie ihr weibliches Yin ständig durch sein männliches Yang ergänzte. Diesem Umstand hatte sie es zu verdanken, daß ihre Gesichtszüge noch anmutiger, ihre Schönheit noch strahlender wurden, während sich in seinem Gesicht täglich mehr Runzeln zeigten.
Nach etwas mehr als zwei Jahren begann er an Auszehrung seiner Manneskraft
zu leiden, und alle Medikamente und alles Pillenschlucken
halfen nichts mehr. Zudem verschlimmerte er seinen Zustand selber noch dadurch,
daß er sich sogar in diesen Tagen zuweilen noch von der Sinneslust hinreißen
ließ. Bald wollte ihm auch das Essen nicht mehr schmecken, und er begann, ohne
Unterlaß Blut zu spucken. Er siechte noch weitere sieben oder acht Monate dahin
und wurde schwach und schwächer, bis es eines Tages mit ihm zu Ende ging. - Dschu-Lin Yä-schi. Ein historisch-erotischer Roman aus
der Ming-Zeit, mit erstaunlichen taoistischen Liebespraktiken. Hg. und Übs.
F.K. Engler. Zürich 1971
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