osenlatz   Im Punkt der Hos, so sagt' mein Großbas Laurentia einst zu mir, daß sie erfunden worden war des Latzes wegen. Ich glaubs auch gern, aus gleichem Grund wie das gute Gäuchlein Galen im neunten Buch Vom Dienst der Glieder meldet, daß der Kopf um der Augen willen verfertiget war. Denn die Natur könnt unsre Köpf auch an die Knie oder Ellbogen setzen: weil sie die Augen aber zum Fernsehn bestimmt, hat sie sie in den Kopf, gleichwie auf einen Stock, zuoberst des Leibs gesteckt; wie wir die hohen Blusen und Leuchttürn in Mecreshäfen stehen sehn, damit man die Latern aus weiter Fern erkennen soll. Und weil ich nun gern eine Weil, ein Jahr zum mindesten, vom Kriegsdienst verschnaufen, das ist freien möcht, tat ich den Latz ab, und mithin auch die Hos; immaßen der Hosenlatz des Kriegsknechts erstes Waffenstuck ist. Und behaupt bis zum Feuer (exclusive wohl zu merken!), daß die Türken sehr schlecht zum Krieg gerüstet sind, wiefern das Tragen des Hosenlatzes in ihrem Gesetz verboten ist.«

»Wollt ihr behaupten«, sprach Pantagruel, »das erste Wäffenstuck im Feld war der Hosenlatz? Die Lehr ist fast paradox und neu: denn, bei den Sporen, sagen wir, fängt man die Rüstung an.« - »Ich behaupts«, antwort Panurg, »und nicht ohn Grund behaupt ichs. Seht die Natur an. Als sie die Pflanzen, Bäum, Strauch, Krauter und Zoophyten, einmal von ihr erzeuget, auch erhalten und ihnen auf alle Zeit hin Beistand verleihen wollt', daß, wenn auch schon die Individua untergingen, doch ihre Species nimmer stürben: da hat sie derselbigen Keim' und Samen, darinnen diese Erhaltung beruht, mit allem Fleiße wohl verschanzet und durch erstaunliche Kunst bedeckt und verteidiget mit Schoten, Scheiden, Bollen, Kernen, Kelchen, Schalen, Ähren, Rinden, Pappis und spitzigen Igelsstacheln, die ihnen statt schöner und starker natürlicher Hosenlätz dienen. Das Beispiel habt ihr augenscheinlich an Erbsen, Bohnen, Faseln, Nüssen, Pfirsischen, Baumwoll, Koloquinten, Korn, Mohn, Zitronen, Kastanien, lauter Gewächsen, daran wir klärlich den Keim und Samen mehr bedeckt, geborgen und verpanzert sehen, denn irgend ein ander Teil derselben.

Also besorgt war die Natur nicht für die Dauer des Menschengeschlechtes. Vielmehr schuf sie den Menschen nackend, zart, schwächlich, gebrechlich, ohn Schutz- noch Trutzwaffen, im Stand der Unschuld des ersten güldenen Alters, als Tier, und nicht als Pflanz; als Tier sag ich, zum Frieden, nicht zum Krieg gemacht; als Tier, geboren zum wunderwürdigen Genuß aller Frucht und Vegetabilien: als Tier, zu friedlicher Beherrschung alles Viehes auf Erden geboren.

Wie nun der Sterblichen Bosheit wuchs im Lauf des ehernen Alters und unter des Jovis Herrschaft, da fing die Erd Dorn, Disteln, Nesseln und mehr dergleichen Rebellion im Pflanzenreich dem Menschen zu erwecken an. Andrerseits auch fielen von ihm auf fatalischen Antrieb schier alle Tiere ab, verschwuren sich heimlich, ihm ihren Dienst und Gehorsam zu weigern so-langs nur gehn wollt, ja ihm zu schaden nach Macht und Vermögen. Der Mensch nun, wenn er sein Erstgebrauchsrecht behaupten, sich beim Regiment, wie vor, erhalten, auch sonst nicht füglich des Diensts so vieler Tier entraten wollt, sah sich aufs neu zu wappnen gemüßigt.« - »Nun helf mir Sanct Veltens heiliger Ganser!« rief Pantagruel, »seit letztem Regen bist du ein mächtiger Liffer-Loffer, wollt sagen Philosoph geworden.« -»Jetzo erwäget«, sprach Panurg, »wie die Natur ihn inspiriert' sich zu wappnen, welch Glied des Leibs er zuerst armiert'. Es war, Bock stoß mich! der Hodensack, es war der werte Mann Sanct Priap - trumpft' sie und sprach: nu lauf und zieh ab. - Dies zeugt uns auch der ebräische Philosoph und Feldhauptmann Moses, erhärtend wie er sich hab armiert mit einem stattlichen wackern Latz von schönster Erfindung, aus Feigenblättern, diesem kraft seiner Derbheit, Glattheit, Plattheit, Incisur, Frisur, Färb, Läng, Ruch, Tugend und Eigenschaft zu Schutz und Schirm der Geilen gebornen, und überaus commoden Blatt. Nur nehmet mir allzeit davon die furchtbaren Lotharinger Sack aus, die spornstreichs mit verhängtem Zaum auf den Hosenboden hinunter schießen, den hohen Stuhl im Prunklatz verschmähn, und aller Zucht und Method ermangeln. Beruf mich hie auf Viardiere, den edeln Valentin; den traf ich einsmals am ersten Maienmorgen zu Nancy, wie er euch seinen Sack, um desto schmucker einher zu treten, lang vor ihm hin auf den Tisch gelegt und wie einen spanischen Mantel tat bürsten.

Drum, wer hinfort will richtig reden, wenn er den Freimäuser in den Krieg schickt, der muß nicht sagen: Wahr, Toffel, den Weinpott, das ist den Nüschel, sondern muß sagen: Wahr, Toffel, den Seimpott; das ist den Sack ins drei Teufels Namen! Denn mit dem Kopf stirbt nur der Mann; doch mit dem Sack, da ging die ganze Menschenrass' unter. Dies bracht den guten Galan Galen, lib. I. de spermate auf den wackern Schluß: daß besser war, nämlich ein weit geringer Übel, kein Herz als keine Geilen zu haben: denn da  ist, gleichwie in heiligem Schrein, der Fruchtkern und conservativische Saft des menschlichen Stammbaums innen belegen: und glaub für noch nicht hundert Franken, daß dies die wahren Stein sind gewesen, womit Deukalion und Pyrrha das in der poetischen Sündflut ersoffne Menschenvolk wieder hergestellet. Derhalb setzt auch der tapfre Held Justinianus lib. iv. de Capuzis tollendis, summum bonum in Hosibus et Hosulaziis. Aus diesem und mehr andern Gründen geschah es auch, daß, als der Herr von Merville einsmals mit seinem König zu Feld ziehn wollt und einen neuen Harnisch anprobt' (denn mit dem alten schafft' er nix mehr, weil er fast rostig, auch ihm der Bauch über Jahr und Tag stark vors Gemächt gestiegen war), daß, sag ich, sein Weib beschaulichen Geistes fürerwog, wie schlechte Sorg er für ihrer beider Ehgeschirr trüg, hinsichtlich ers mit nichts verwahrt' als mit dem stählernen Maschenhemd; dabei auch dieser Meinung war, daß ers ja fleißigt wohl verschanzen und bestens verfortifizieren möcht mit einem großen Stech-Helm, der ihm in seinem Waffen-Spint müßig hing. Von ihr stehn diese Reim geschrieben im dritten Buch des Jungfern-Scherwenzels:

Zu einem Ehemann, der ganz bewehrt
Bis auf den Latz, enteilete zum Strauße,
Sprach seine Frau: Kind, daß man dich nicht zause,
Bedeck auch dies, darnach man sehr begehrte
Was meint ihr? War der Rat wohl scheltenswert?
Ich sage nein! denn was sie so erquicket,
Die gute Frucht, da er so hitzig fährt,
Besorgt sie nun, die werd ihr abgepflücket.

- (rab)

Hosenlatz (2)  Man muß solch ding den Leuten beschreiben, weil sie so grose kurtzweil mit treiben, zusehen ob mans kan erleiden und vertreiben: Dann waran kan man heut besser die Völcker unterscheyden, als an Lätzen: die Teutschen machen Ochsenköpff, die Welschen Hundsfidelbögen. Die Türcken, Ungarn, Polen unnd Reusen (welchs noch das best ist) gar keine, sonder bedeckens mit langer kleidung, Die Schlesier thun Beckerfürthuch von taffat darfür, die Gasconier machen einen weiberschlitz darfür, und damit es nicht die Zan pleck, wie ein Wammest mit Hafften, so wirds gekollert mit knöpflin, etliche haben glatte, andere rauhe, etlich außgezogene, andere eingezogene, etlich gehörnte, andere Schneckenhäußlin etc. Darumb hat unser gnediger Herr Grandkalier die Nationen, nicht auff des Türckischen Keysers Solimans weiß inn seinen Sal mit eins jden Hosen unnd Wammest, Hut und Mantel, Färb und bart lassen malen, sonder nur die Art der Latz bey eim jeden Volck Präuchlich inn Leymen, Wachß, Steyn, Marmor unnd Metall bossiren, unnd visiern, unnd also zur gedechtnuß auffstellen lassen. Dann zu unsers Kälgrosen zeit war der brauch, wann einer ein Eyd schwur, küßt er zwen Finger, und legt sie auff den Latz, und schwur beim Inhalt: wie die Weiber unnd Geistlichen bey Lehen Verleihungen die hand auff die brüst legen: Darvon hats jener Burgunder gelehrnt, welcher im Fünfften Collegio zu Freiburg nur zur Losung ein Krön auff die Latzspitz legt unnd fragt, Schweste si fu Pletz. - (fisch)

Hosenlatz (3),   Hosenlatz (4),  Hosenlatz (5)

 

Mann Hosen

 

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Schamkapsel
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