Nun aber, mein lieber Herr, wenn ihm, da er seinen Weg allein fortsetzen
mußte, ein Unfall zugestoßen wäre? Oder unser kleiner Herr wäre aus Angst davor,
die einem so jungen Wanderer ganz natürlich ist, völlig außer Atem in seiner
Herberge angelangt? Die Stärke seiner Muskeln und Mannheit ist abgenutzt bis
zur Dicke eines Zwirnsfadens, seine eigenen Lebensgeister sind in unbeschreiblicher
Unordnung, und nun muß er sich in diesem jämmerlich zerrütteten Zustand der
Nerven neun lange, lange Monate niederlegen, geplagt von jähen Anfällen und
zahllosen melancholischen Träumen und Phantasien. — Ich zittere, wenn ich daran
denke, was für ein Grund zu tausend Schwachheiten des Leibes und der Seele
gelegt worden wäre, die hinterher keine Geschicklichkeit des Arztes oder des
Philosophen hätte wieder völlig in Ordnung bringen können. - (
shan
)
»Er hieß also Ivar G. Lundberg. Er wurde sechsunddreißig Jahre alt. Die Todesursache war eine Lungenentzündung. Er konnte sich selbst waschen und anziehen, sehr viel weiter aber kam er in dieser Beziehung nicht. Sprechen lernte er nie, aber er hatte einen Laut, vielleicht auch ein Wort, das wie ›Momma‹ geklungen haben soll, einen Säuglingslaut also. Den scheint er unterschiedslos für alle einigermaßen wohlwollenden Erscheinungen gebraucht zu haben, die er um sich fand.
Wenn er hingegen die Umwelt als unwillig oder feindselig empfand, zog er sich in eine Ecke zurück und saß sehr lange ganz still da.
Keiner hat je einen Gedanken mit ihm ausgetauscht.« - Lars Gustafsson,
Der Homunculus, nach: Künstliche
Menschen. Hg. Klaus Völker. Frankfurt am Main 1994 (st 2293)
- Paracelsus,
De generationibus rerum naturalium, nach: Künstliche
Menschen. Hg. Klaus Völker. Frankfurt am Main 1994 (st 2293)
Homunkulus (4) Es ist nicht allein lächerlich/ sondern
auch gottloß/ des Paracelsi (eines verdammten Menschen) seine Meynung/ von der
Geburt und Empfängnüß eines Maennleins im Glase. Denn er hat geschrieben/ daß/
wann man den Menschlichen Saamen in eine gläserne Bulle thäte/ und eine weile
im Pferde-Miste vergrübe/ als-denn ein kleiner Mensch solle gezeuget werden.
Damit aber dieser gottlose Mensch solchen falschen Satz lehrete/ so hat er einen
Grund und Muthmassung vom Ey entborget: weil er nehmlich
darbey innen geworden ist/ daß/ wenn es im warmen Orte verschlossen gehalten
wird/ alsdenn ein Küchlein herauß gebrütet werde/ und also hat er gemeynet/
daß solches auch mit dem Menschlichen Saamen könne verrichtet werden. Aber solches
sein Vorgeben ist vergeblich und erlogen: Sintemahl auß einem verfauleten/ und
im Glase unterm Miste verstackten Saamen durchauß keine Menschliche Geburt werden
kan: Denn wie der Urheber ist/ so ist auch die Wirckung. - Johannes Praetorius,
Von Chymischen Menschen, nach: Künstliche
Menschen. Hg. Klaus Völker. Frankfurt am Main 1994 (st 2293)
Homunkulus (5) In der Anatomie des Gehirns werden die Repräsentationen von Körperregionen auf den primären Rindenfeldern im Bereich der Zentralfurche als sensorischer Homunculus Gyrus postcentralis bzw. motorischer Homunculus Gyrus praecentralis verstanden.
Homunkulus (6)
Homunkulus (7) Als ein Wesen, dem die Gegenwart durchaus klar und durchsichtig ist, sieht der Homunculus das Innere des schlafenden Faust, den ein schöner Traum von der Leda beglückt, wie sie, in anmutiger Gegend badend, von Schwänen besucht wird. Indem der Homunculus diesen Traum ausspricht, erscheint vor unserer Seele das reizendste Bild. Mephistopheles sieht davon nichts, und der Homunculus verspottet ihn wegen seiner nordischen Natur.
«Überhaupt», sagte Goethe, «werden Sie bemerken, daß der Mephistopheles gegen
den Homunculus in Nachteil zu stehen kommt, der ihm an geistiger Klarheit gleicht
und durch seine Tendenz zum Schönen und förderlich Tätigen so viel vor ihm voraus
hat. Übrigens nennt er ihn Herr Vetter; denn solche geistige Wesen wie der Homunculus,
die durch eine vollkommene Menschwerdung noch nicht verdüstert und beschränkt
worden, zählte man zu den Dämonen, wodurch denn
unter beiden eine Art von Verwandtschaft existiert.» - Johann Peter Eckermann,
Gespräche mit Goethe (16. Dezember 1829)
Homunkulus (8) Obwohl dies bis jetzt den natürlichen
Menschen verborgen gewesen ist, ist es doch den Waldgeistern,
den Nymphen und den Riesen
nicht verborgen gewesen, sondern war ihnen schon vor langen Zeiten bekannt und
davon stammen sie auch. Denn aus diesen Homunculi, wenn sie ein männliches Alter
erreichen, werden nämlich Riesen, Zwerge und andere ähnliche Wunderleute, die
als großes Werkzeug und Instrument gebraucht werden können, die einen großen,
gewaltigen Sieg wider ihre Feinde erringen, die alle heimlichen und verborgenen
Dinge wissen, welche alle anderen Menschen nicht wissen können. Denn durch die
Kunst erhalten sie ihr Leben, durch die Kunst erhalten sie Leib, Fleisch, Bein
und Blut, durch die Kunst werden sie geboren. Daher wird ihnen die Kunst einverleibt
und angeboren, sie brauchen es von niemandem zu lernen, sondern man muß von
ihnen lernen. Durch die Kunst sind sie da und aufgewachsen wie eine Rose oder
Blume im Garten und sie werden Kinder der Waldgeister und Nymphen genannt, weil
sie mit ihren Kräften und Taten nicht Menschen, sondern Geistern
gleichen. -
(
par
)
Homunkulus (9) Der österreichische Dichter Robert
Hamerling setzte die Figur des Homunkulus ein, um eine scharfe Kritik an
einer zunehmend materialistisch orientierten Weltanschauung zu üben. In dem
1888 veröffentlichten, satirischen Epos Homunkulus beschreibt Hamerling
einen Professor, der einen Homunkulus schafft.
Dieser ist mit seiner Erschaffung allerdings nicht zufrieden, zu klein und schrumpelig
sei sein Äußeres. In seinem weiteren Leben macht der Homunkulus Karriere als
Geschäftsmann und Verleger.
Er gründet eine Zeitschrift, die für den Abdruck von Gedichten kein Honorar
zahlt, sondern ein Honorar fordert. Mit dem Verkauf dieser Zeitschrift wird
der Homunkulus reich, verliert sein Geld jedoch wieder in einem Börsencrash.
Nach einem Suizidversuch baut er eine Schule für Affen auf, die das Ziel hat,
bessere Menschen zu züchten. Da dieses Projekt und auch weitere Unternehmungen
scheitern, entwickelt sich der Homunkulus schließlich zu einem radikalen Misanthropen,
der sich als Einsiedler zurückzieht und an einem Luftschiff baut. Schließlich
fährt der Homunkulus rastlos mit diesem Luftschiff umher und verwüstet dabei
viele Landstriche.
- Wikipedia
Homunkulus (10) Clemens Romanus erklärte um 250 n. Chr., dass Simon Magus einen Menschen geschaffen hätte, indem er Luft in Wasser, Wasser in Blut und schließlich Blut in Fleisch verwandelt habe.
In der Tradition der Alchemie war die Idee der Erzeugung von neuem Leben
verbreitet. Organisches Material schien einen Seelenstoff zu enthalten, aus
dem man neues, künstliches Leben gestalten könne. Noch Pierre Borel,
der Leibarzt Ludwigs XIV., behauptete im späten 17. Jahrhundert, dass durch
die Destillation von Menschenblut eine menschliche Gestalt entstehe. Ähnliches
wird von dem britischen Chemiker und Mystiker Robert Fludd berichtet, der angeblich
einen Menschenkopf in der Retorte züchtete. -
Wikipedia
Homunkulus (11)
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