omme de lettres Charles Pinot-Duclos (1704-1772), der »honnête homme de lettres«, war nach 1726 bei einem Advokaten tätig, ging aber weit öfter ins Theater als ins Gericht. Im Café Procope, dem Treffpunkt der freien Geister, fand er Gleichgesinnte und konnte seinen Witz an ihnen wetzen. Die hitzigen Diskussionen über Gott und die Welt dauerten stundenlang, der Geist der Encyclopédie war hier am Werk. Piron, Diderot, Rousseau, alles, was Rang und Namen in der Literatur besaß, nahm, teils im Prokope, teils im Gradot daran teil, Duclos machte sich mit seinem scharfen Witz, seinem umfassenden Wissen, seiner Verve bald einen Namen. Fontenelle drängte ihn, ein Buch zu schreiben. »Worüber?« fragte Duclos. »Über das, was Sie eben geäußert haben.« Duclos schrieb also, erst seriöse Geschichtswerke, die ihm einen Sitz in der Académie und den Titel eines Historiographe de France eintrugen.
Duclos war gefürchtet für seine Offenheit, seine beißenden Aussprüche. Aber
er war gleichzeitig gewandt, diplomatisch, vorsichtig und verdarb es nur mit
Leuten, die ihm nicht schaden konnten. Diesen allerdings sagte er unverblümt
die Wahrheit. Vom Abbé Olivet sagte er: »Man spuckt ihm ins Gesicht, wischt
es ihm mit dem Fuß ab, und er dankt noch dafür.« Oder von einem Laffen: »Er
ist ein Esel, ich behaupte es, und er beweist es.« - Walter Widmer, Nachwort zu Meistererzählungen
des französischen Rokoko. München 1962
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