H  olzweg  Zuerst wird ein Weg geebnet, oder man bahnt sich einen. Dann ist er plötzlich da; er ist erdig oder steinig. Wenn der Weg schon früher mal ein Weg war, kann er aus Holz sein. Einen Holzweg von Natur aus gibt es nicht, es sei denn, ein Baum wird vom Schlag getroffen und liegt einem zu Füßen, wenn man gerade da ist und eigentlich nicht vom Wege abkommen will. Meist also werden Holzwege künstlich angelegt.

Ein Holzweg ist ein Weg. Wenn man ihn begeht, hat man etwas Festes unter den Füßen. Es gibt wenige Wege; mehr davon sind Holzwege.

Ein Holzweg beginnt immer da, wo ein anderer aufhört. Er verbindet nicht, er ist unverbindlich. Er führt zu keinem Ziel, er folgt keinem Wegweiser. Er verweist auf sich selbst, darauf, daß es ein Holzweg ist. Schneider Bock kann es bezeugen.

Leider finden sich immer neue Holzwege. Manch einer hat versucht, die Holzwege abzubauen. Der Holzhandel blühte. Das Land wurde gerodet. Holz wurde knapp. Dörfer entstanden. Städte sprießten. Die die Entwicklung förderten, nannte man Holzköpfe.

Als die Holzzeit zuende ging, kam die Steinzeit. Statt Brot zu backen, backte man Steine, mit den Backsteinen baute man Häuser, ohne Holz, manchmal mit. Die Erinnerung an die sogenannten Holzwege wurde blaß und blasser. Einmal wurde die spektakuläre Nachricht verbreitet, man hätte jemanden beobachtet, der mit einem Brett vor dem Kopf umhergelaufen sei. Demjenigen, der es gesehen haben will, hat man daraufhin die Brille zertreten und, weil er sowieso betreten gewesen sein soll, ihn in die Kläranlagen zur Arbeit geschickt. Es wurden viele Steine geworfen.

Und es grenzt ans Wunderbare, daß dennoch die Glaszeit aufkommen konnte, in der mit einem Mal alles sichtbar und für jeden wahrnehmbar werden sollte. Leider trat das Gegenteil ein. Statt zu durchschauen und zu klären, blickte man durch und sah: nichts. Alles Mögliche und Unmögliche, das man sah und nicht sah, wurde glasig. Man trug gläserne Bretter vor dem Kopf, die unsichtbar blieben.

Doch das ist lange her. Heute guckt man in die Röhre: und sieht in den Mond.  - Ulrich Raschke, nach (weltb)

 

Weg

 

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