öllensprache
Ich saß auf einer Gartenbank und beobachtete den jungen Cradock
beim Unkrautjäten, als mich plötzlich ein markerschütternder Laut emporriß,
der klang wie der Entsetzensschrei eines wilden Tieres. Der grausige Anblick,
der sich mir nun bot, schockierte mich über die Maßen. Der unglückliche Bursche
stand dort vor mir und zitterte am ganzen Leibe, in kurzen Abständen schien
ihn eine Art Elektroschock durchzuschütteln, seine Zähne schlugen aufeinander,
Schaum trat aus seinem Mund und sein Gesicht schwoll an und schwärzte sich zu
einer grauenerregenden menschlichen Fratze. Auf meinen Entsetzensschrei eilte
Professor Gregg herbei; ich wies auf Cradock, der nach einein durch und durch
gehenden Erbeben kopfüber nach vom gefallen war und auf dem feuchten Erdboden
lag, wo sein Körper sich wand wie ein verwundeter Wurm. Über seine Lippen kamen
unartikulierte, lallende, röchelnde und zischende Laute. Er schien sich einer
animalischen Sprache aus Worten oder wortähnlichen Gebilden zu bedienen, die
zu einem seit Urzeiten untergegangenen Dialekt gehörten, einem Dialekt, dessen
Reste seit unvordenklichen Zeiten unter dem Schlamm des Nils oder den Ablagerungen
mexikanischer Urwälder begraben liegen. Für einen Augenblick, während meine
Ohren noch dröhnten von diesem infernalischen Gezeter, durchschoß mich der Gedanke,
das müsse die Sprache der Hölle selber sein. Dann schrie
ich auf und rannte davon, bebend in innerster Seele. Ich hatte das Gesicht des
Professors gesehen, als er sich über den verhexten
Jungen beugte und ihn aufhob, er strahlte vor Frohlocken. - Arthur Machen, Die Geschichte vom schwarzen
Siegel. In: A.M.,
Die leuchtende Pyramide. Stuttgart 1983. Die Bibliothek von Babel Bd. 16, Hg.
Jorge Luis Borges