öcker  Die Form ihrer Höcker unterscheidet Dromedar und Trampeltier äußerlich. Das einhöckrige Dromedar hat zwar auch die Anlage zu einem zweiten, bildet ihn aber nicht voll aus. Als Reittier ist es dadurch dem zweihöckrigen Trampeltier unterlegen. Das feinere Dromedar hat, gegenüber dem Trampeltier, für den Menschen noch einige andere Nachteile. In Arabien aus einer inzwischen ausgestorbenen Form domestiziert, ist es immer ein Tier der Sandwüsten und heißen Gebiete geblieben. Kältere Hochebenen mochte es nie. Nach Fernand Braudel mußten deshalb die arabischen mit Dromedaren geführten Eroberungsversuche in Kleinasien und Persien scheitern.

Das aus Zentralasien stammende Trampeltier ist robuster, erträgt niedrigere Temperaturen und passierte selbst die Gebirge des Balkans ohne Probleme. Den türkischen Heeren ermöglichte es so das Vordringen in unwegbare Höhen. Beiden Kamelarten war in Schlachten gegenüber Pferden ein Vorteil gemeinsam. Oft reichte schon ihr von vielen als Gestank bezeichneter Geruch, um die gegnerischen Pferde in die Flucht zu schlagen.   - Cord Riechelmann, Bestiarium. Der Zoo als Welt - die Welt als Zoo. Frankfurt am Main 2003

Höcker (2)   Wenn man ihn von vorn ansah, glaubte man, er hätte eine gerade, etwas lange und schmale Nase; von der Seite aber zeigte sie unter der Wurzel einen starken Höcker, genauer einen Knick, von dem aus die Nase nach unten spitz abwärts bog. Die Nasenlöcher waren so klein und schmal, daß sie nur wie Schlitze erschienen. Bei seiner zarten Gesichtsfarbe fielen die Schatten besonders auf, welche die starken Jochbeinbogen auf die unteren und seitlichen Partien des Gesichts warfen; sie waren so stark, daß das Gesicht eingefallen erschien, wenn sich Wadzek, wie in diesen Tagen, nicht rasierte. Seine Augen wurden von wenigen begriffen; sie waren schön, ja unvergeßlich. Nur selten machte Wadzek, der etwas kurzsichtig war, ohne sich zu einer Brille zu entschließen, die Augen ganz auf; er ließ die Augenlider in der Regel lässig hängen, verkleinerte sogar, wenn er sprach, eine Augenspalte. Machte er aber die Augen auf, wie stets, wenn er außer sich geriet, teilnahmlos war oder nachdachte, so erkannte man die großen blauen Augensterne. Ja, so mußte man in der Tat sagen, denn sie warfen ein blaues ruhiges Feuer, ein warmes entschiedenes Licht, das frappierte und augenblicklich alle Urteile über den Mann verschob. In solchen Momenten erkannte man erst einen Zusammenhang in seinem Gesicht; die von dem Bart nicht überwachsenen Mundwinkel, ausgerundet, in eine Bucht gelegt, von zwei konzentrischen weichen Faltenkreisen umgeben, wellig umgeben, wurden verständlich; die etwas gepeinigt nachdenkliche Stirn mit ihren wenigen, aber tiefen Falten, die auf die Nasenwurzel sich wie in einen Krater einsenkten. Besonders aber wurde sichtbar, was das Auffälligste an Wadzeks Gesicht war, die seitlichen Vorsprünge der Stirn. Seine Stirn war nicht eben; die beiden Stirnhöhlen wölbten sich nach oben aus, und dicht unter der Haargrenze, unter der Grenze des flachsgelben dichten unregelmäßigen Wuchses, hatten sich zwei Höcker, fast könnte man sagen: Ansätze von Hörnern gebildet, flache Knochenerhebungen mit einem abgestumpften Kulminationspunkt, ähnlich niedrigen japanischen Vulkanen, wie man sie auf Bildern sieht. Und auf diese Berge konzentrierte sich immer das Licht, das ihm ins Gesicht fiel, und diese Punkte, die so hell beleuchtet waren, schienen dann die einzigen Punkte an dem sonderbaren naiven Mann, der hart war; diese Erhebungen, die in die Schläfen tief abflachten, markierten seine traurige, schmerzliche Härte. Unter ihnen leuchteten die Augen, welche fast immer verdeckt waren, sanft loderten, ängstlich, blöde und jammervoll blickten. Die Schläfen wurden glaubhaft, die unentschiedenen Mulden, die Zerrissenheit, die in das Gesicht kam durch die verschiedene Haarfarbe. Von einem robusten, muskulösen Körper wurde dieser Schädel getragen. Die Glieder, Arme und Beine, arbeiteten sich gleich und rasch in ihre Kleider ein; sie beutelten Ärmel und Hosen aus; die ganze Hülle hing an Wadzek wie eine Haut. - Alfred Döblin, Wadzeks Kampf mit der Dampfturbine. München 1987 (dtv 2424, zuerst 1918)

Kamel Auswuchs
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