ippologie
ich weiß nicht, wie sich Hr. Zehentner zu seiner Eintheilung des
Kollers, die wir genauer prüfen wollen, hat können verleiten lassen. Er sagt:
Wir finden übrigens verschiedene Arten vom Koller. Denn da hat man 1. den stillen,
oder eigentlich den melancholischen Koller; 2. den dummen Koller. Solche Pferde
sind wie ein Klotz; wo man sie hinstößt, da bleiben sie; und diese haben weder
Gefühl noch Gehör.” Das ist wahr, aber die Pferde, welche mit dem stillen Koller
beladen sind, führen sich eben so auf, weshalb auch der Autor keine besondere
Beschreibung davon machen können. Es fällt daher schon diese Eintheilung von
selbst weg. Er fährt fort: „3. Eine Art von Koller, da die Pferde, wenn sie
etwas warm werden, ihre Narrheit bekommen; und zwar bemerkt man bey denselben
alsdann zweyerley Gewohnheiten: einige werden tumm, und tragen den Kopf, aber
ohne Gefühl. Die andere Art aber fängt an feurig zu werden, zu springen, sich
zu werfen, auf die Wände und alles los zu gehen, in die Graben, Flüsse zu springen,
oder sonst, was nur desperat seyn kann, auszuüben.” Mit dieser Eintheilung ist
wieder nichts gesagt, als daß die erstern den tummen, und die andern den rasenden
Koller haben. „4. Den rasenden Koller, da läuft dergleichen Pferd wider die
Wände und Säulen; wenn es angebunben, reißt es alles in Stücken, es fühlt und
sieht nichts, und die Menschen, die es warten, stehen Lebensgefahr dabey aus.
Es zeigt seine Raserey nicht nur im Stalle, sondern noch um so viel mehr, wenn
es erst etwas geritten, und nur etwas wärmer wird. Es ist also unnöthig, mehr
Merkmahle davon anzugeben.” Freylich wohl; denn wir haben diese Art von Koller
kurz vorher unter der vorigen No. 3. beschrieben, und also nichts Neues gelesen.
„5. Findet man bey einigen Pferden den Sonnen=Koller. Diese kann man bey trübem
und kaltem Wetter gut reiten, und leisten selbige alsdann alle Dienste. Sobald
aber die Sonne warm scheinet, so zeigt er sich; und je wärmer die Sonne scheinen
wird, je mehr wirkt sie diesen Zustand. Ist aber kein warmer Sonnenschein, so
währt es lange, ehe sich der Fehler äussert; ja es kann gar übergehen, wenn
das Pferd nicht einen gewissen Grad der Wärme empfindet, denn darauf kommt es
lediglich an.” Da sehen wir ein Beyspiel, daß auch ein so großer Pferde=Kenner
den lächerlichen Sagen der Schmiede nachplappert. Auch das ist kein neuer Koller,
sondern ein rasender Koller; und es ist sehr natürlich, daß ein mit solchem
übeln Fehler behaftetes Pferd seine Narrheit anfängt, wenn es erhitzet wird,
welches in der Sonne eher geschehen kann, wie im Schatten. Wollten wir von allen
den Gegenständen, bey welchen die kollerigen Pferde ihre Raserey zu bezeigen
pflegen, dem Koller einen Nahmen geben, so könnten wir auch einen Krippen= oder
Stall=Koller mit eben den Gründen annehmen, wie einen Sonnen= und Mond=Koller,
von welchem letztern der Autor ferner sagt: „6. Haben wir auch den Mond=Koller,”
wir, gottlob! nicht -- „welcher aber noch seltener vorfällt, als der vorige.
Was nun jener bey warmen Sonnenschein thut, das geschieht hier ebenfalls beym
Mondenschein. Ich habe diese Art doch mit anführen wollen, ob sie gleich gar
selten vorkommt, damit man, wenn es einem wiederfährt, doch wisse, was es sey.
Die Proben geben den Ausschlag, nähmlich wenn man einmahl ein Pferd ein Par
Stunden lang warm reitet, und solches das anderemahl beym Mondenschein verrichtet.”
Die Probe zu machen, wird meinem Leser nicht einfallen, weil wir völlig überzeugt
sind, daß die ganze Geschichte ein Mährchen sey. Der Mond hat zuverlässig keine
Wirkung auf das Pferd, und weder Hr. Zehentner, noch ein anderer, wird mit Wahrheit
behaupten, daß er ein dergleichen Pferd je gesehen. Wir bleiben daher bey der
vom Anfange bemerkten Eintheilung des Kollers, welche ihre vollkommene Richtigkeit
hat; nur muß ich bemerken, daß der rasende Koller bey einem Pferde in stärkerm
Grade anzutreffen sey, wie bey dem andern, welches vermuthlich von den verschiedenen
Dispositionen der Pferde herrührt, und daß dieser Umstand eben die verschiedenen,
aber sehr unpaßlichen Nahmen des Kollers zuwege gebracht hat.” -
Hauptm. Prizelius, Vollständigen Pferdewissenschaft. Leipzig 1777
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