intergrund  Tante Rosa hatte Punch mit zwei sehr interessanten Dingen bekannt gemacht - einem Wesen, das Gott hieß, einem intimen Freund und Bundesgenossen von Tante Rosa, der nach allgemeinem Glauben hinter dem Küchenherd wohnte, weil es dort warm war - und mit einem schmutzigen braunen Buch voll unverständlicher Punkte und Striche. Punch war immer besorgt, jedem zu Gefallen zu sein, so schweißte er die Schöpfungsgeschichte mit den indischen Märchen, soweit er sich ihrer erinnerte, zusammen und entsetzte Tante Rosa, indem er das Ergebnis davon Judy erzählte. Das war eine Sünde, eine schwere Sünde, und Punch wurde darüber eine einviertelstündige Rede gehalten. Er konnte nicht verstehen, worin er unrecht getan hatte, aber er hütete sich, die Sünde zu wiederholen, denn Tante Rosa hatte gesagt, daß Gott jedes Wort vernommen habe und sehr böse sei. Wenn es wirklich so war, warum kam Gott nicht selbst und sagte es ihm, dachte Punch und beschäftigte sich nicht mehr mit der Angelegenheit. Später lernte er den Herrn als das einzige Ding auf der Welt kennen, das noch abscheuerregender war als Tante Rosa, ein Wesen, das im Hintergrund stand und die Stockschläge zählte.  - Rudyard Kipling: Bäh, bäh, schwarzes Schaf!, nach (ki)

Hintergrund (2) Hinter jedem Ding verbirgt sich fast immer etwas anderes, ich glaube, das hat auch ein sehr berühmter griechischer Philosoph gesagt. Was verbirgt sich hinter den Briefmarken? Die Briefmarkensammler bilden ein Netz, das die ganze Welt umspannt. Was verbirgt sich hinter diesem Netz? Wahrscheinlich eine internationale Organisation, die ganz andere Ziele verfolgt als die Philatelie. Nehmen wir nur Baldasseroni, dessen ganzes Verhalten Verdacht erwecken muß. Obwohl er ein mittelmäßiger Sammler ist, besucht er die internationalen Briefmarkenausstellungen wie die Cophilex in Bologna, die Philatek in Paris, die Anterpex in New York, die Melusine in Luxemburg, die Wypa in Wien, die Nordpost in Hamburg, die Brapex in Rio de Janeiro undsoweiter. Mindestens einmal im Jahr macht Baldasseroni eine lange Reise unter dem Vorwand der Briefmarken. Aber was verbergen diese Ausstellungen hinter ihren rätselhaften Namen? Es ist wahrscheinlich, daß sich hinter der Philatelie eine internationale Verbrecherorganisation verbirgt, ähnlich der berühmten Mafia oder der berühmten Murder von Chicago. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Baldasseroni einer ihrer Bosse ist. Auch die Marmorkugelsammlung ist ein Geheimnis. Warum sammelt er Marmorkugeln? Suche nach der Vollkommenheit, sagt Baldasseroni. Aber auch das Verbrechen kann nach Vollkommenheit streben, es kann vollkommen sein.

Jener berühmte griechische Philosoph muß Plato sein.

Um eine Verbrecherorganisation zu bekämpfen, muß man sie leider vor allem entlarven, erfahren, wonach sie strebt und Beweise in der Hand haben. Wie erkennt man den Teufel, wenn er sich als Engel verkleidet? Die Fäden sind schwer zu entwirren. Was geschieht hinter den Schaufenstern der Rue Druot in Paris? Rue Druot muß die Zentrale der großen Kriminellen Philatelie sein. Ich glaube, daß Rom von Paris Anweisungen bekommt. Ich bin überzeugt, daß auch Miriam (ich wollte sie nicht nennen, und nun habe ich sie doch genannt) in irgendeiner Weise mit der Kriminellen Philatelie zu tun hat. Die Tatsache, daß sie sich nicht mit Briefmarken beschäftigt, ist kein Gegenbeweis, im Gegenteil, das verschärft den Verdacht.  - Luigi Malerba, Die Schlange. München 1992 (zuerst 1966)

 

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