ilfsdienst,
psychiatrischer
tete. In der Kneipe hatte jemand gesagt, es sei unverantwortlich gewesen, einem
geistig Behinderten eine falsche Nase zu geben.
Aus der Kneipe kamen nämlich oft die treffendsten Kritiken an der Gemeindepolitik.
Der Psychiatrische Hilfsdienst hatte ihn aufgesucht; es waren zwei Pfleger und
ein Arzt. Der Arzt sagte, die Nase sei langfristig gesehen gefährlieh auf der
symbolischen Ebene und man müsse sie ihm wegnehmen. Die Pfleger waren einverstanden,
denn, abgesehen von der symbolischen Ebene, bekam man Lust, ihm die Nase wegzunehmen,
wenn man sah, wie er dem Arzt antwortete, vor lauter Einbildung wegen dieser
Nase. So gingen sie zur Phase des Angriffs über. Der Arzt sagte: »Tut ihm nicht
weh, denn das könnte sich auf der symbolischen Ebene niederschlagen.« Die Pfleger
sagten: »Herr Doktor, das kennen wir, es ist nur ein Moment.« Aber Cortellini
hatte in der Kneipe eine sehr wirksame Technik zur Rettung seiner Nase entwickelt;
zu dieser Technik gehörten auch Fußtritte. Die Pfleger waren in Schweiß gebadet,
und der Arzt sagte: »Hört auf, wir haben es hier mit einer Phase von fortgeschrittenem
Symbolismus zu tun.« Und zu Cortellini, der sich jetzt ausruhte, sagte er: »Warum
gefällt dir die Nase eigentlich?« Cortellini machte dasselbe Gesicht wie immer,
das heißt ein wie zum Lachen verzogenes, aber unverständliches. Dann sagte der
Arzt leise zu den Pflegern: »Hoffentlich rufe ich durch meine Fragen keine Reaktion
akuter Ablehnung hervor ... Wie heißt du?« fragte er dann. »Cortellini.« »Und
wo wohnst du?« »In der Via del Cantone.« »Nummer?« »Nummer sechs.« Leise zu
den Pflegern: »Seht ihr? Jetzt haben wir Kontakt aufgenommen.« Zu Cortellini:
»Tust du mir einen Gefallen?» Er verzog sein Gesicht, als müßte er lachen. »Zeigst
du mir deine Nase mal?« Er rührte sich nicht; sagte weder ja noch nein. Zu den
Pflegern: »Jetzt wirke ich auf die Reflexe ein ... Paß auf, Cortellini, läßt
du mich deine Nase mal probieren?« Cortellini sagte nichts. »Paß auf, jetzt
kommen meine zwei Freunde und schauen sich die Nase mal an ... Geht nur, geht«,
flüsterte der Arzt den Pflegern zu, »ich habe inzwischen seine symbolische Ebene
geschwächt.« Die Pfleger nähern sich ihm und strecken die Hände aus, dann versuchen
sie, ihm den Kopf zurückzubiegen; Cortellini legte eine unglaubliche Kraft an
den Tag: Er hatte sich eingerollt und schlug wie eine Windmühle um sich. Die
Pfleger versuchen ihn an einem Fuß zu packen, aber der eine bekommt einen Fußtritt
gegen einen Finger und ärgert sich.
Der Arzt sagt: »Ihr schafft es nicht. Seht ihr's nicht? Ihr provoziert seine
negative Haltung. Es ist genug, es ist genug. « Ein Pfleger hört auf; der andere,
der mit dem Finger, hält ihn am Hosensaum fest und versucht, das Bein außer
Gefecht zu setzen. »Genug, genug«, sagt der Arzt, »er ist in der akuten Phase.«
Der Pfleger mit dem Finger würde weitermachen, aber der andere schiebt ihn beiseite
und wiederholt: »Siehst du's nicht? Er ist in der akuten Phase.« Danach rückt
sich Cortellini die Nase wieder zurecht, die sich verschoben hat, und sagt nichts,
er hatte nämlich kein gutes Tatsachengedächtnis. -
(cav)
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