exenprozeß Im Feuilleton „Pariser Chronik"
von FRED wird über einen modernen Hexenprozeß berichtet. JEANNE VEBER,
eine Arbeiterfrau, wird nacheinander fünfmal zur Zeugin beim Tode der Kinder
ihrer Verwandten, der immer ein Erstickungstod unter Krämpfen ist: am 2.
März 1905 bei ihrer Schwägerin (GEORGETTE), am 11. März bei sich zu Hause,
wo sie eine Nichte (SUZANNE) in Obhut genommen, am 25. März bei einer anderen
Schwägerin (GERMAINE), am 29. März stirbt ihr der eigene Sohn, am 5. April
einer dritten Schwägerin während eines Besuches bei JEANNE VEBER deren
elf Monate alter MAURICE. So gewaltig ist der Eindruck dieser vielgliedrigen
Serie auf die Verwandten, und so wenig vermögen
sie sich die schrecklichen Ereignisse anders als durch Fortwirken derselben
Ursache vorzustellen, daß sie JEANNE als Kindermörderin verklagen; allein
es fehlt das Motiv, die psychiatrische Untersuchung ergibt volle geistige
Gesundheit, nicht einmal Hysterie, die Anklage wird beweisend entkräftet.
- Neues
Wiener Tagblatt vom 8. Februar 1906, nach: Paul Kammerer, Das Gesetz der Serie. Eine Lehre von den Wiederholungen
im Leben und im Weltgeschehen. Stuttgart und Berlin 1919
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