exenglaube
Wenn irgend ein Theil der alten Magie,
außer dem, der sich auf animalischen Magnetismus und sympathetische Kuren zurückführen
läßt, Realität hatte; so war es gewiß Dasjenige, was als Maleficium [Zauberei]
und Fascinatio [Behexung] bezeichnet wird und gerade zu den meisten Hexenprocessen
Anlaß gab. In dem Buche von Most findet man auch ein Paar Thatsachen,
die entschieden dem maleficio beizuzählen sind; auch in Kiesers Archiv
kommen Fälle vor von übertragenen Krankheiten, besonders auf Hunde, die daran
gestorben sind. Daß die fascinatio schon dem Demokritos bekannt war,
der sie als Thatsache zu erklären versuchte, ersehn wir aus Plutarchs symposiacae
quaestiones. Nimmt man nun diese Erzählungen als wahr an, so hat man den Schlüssel
zu dem Verbrechen der Hexerei, dessen eifrige Verfolgung danach doch nicht alles
Grundes entbehrt hätte. Wenn sie gleich in den allermeisten Fällen auf Irrthum
und Mißbrauch beruht hat; so dürfen wir doch nicht unsere Vorfahren für so ganz
verblendet halten, daß sie, so viele Jahrhunderte hindurch, mit so grausamer
Strenge, ein Verbrechen verfolgt hatten, welches ganz und gar nicht möglich
gewesen wäre. Auch wird uns, von jenem Gesichtspunkt aus, begreiflich, warum,
bis auf den heutigen Tag, in allen Ländern, das Volk gewisse Krankheitsfälle
hartnäckig einem maleficio zuschreibt und nicht davon abzubringen ist. - Arthur Schopenhauer,
Über den Willen in der Natur
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