euchelei  In den verschiedenen Arten des Kummers liegen verschiedene Arten von Heuchelei verborgen. Bald beweinen wir in einer geliebten Person uns selbst, wir beweinen das Ende einer guten Meinung über uns; beweinen die Minderung unseres Vermögens, unserer Freuden, unseres Ansehens. So fällt auf die Toten die Ehre der Tränen, die den Lebenden fließen. Ich nenne es Heuchelei, weil man in diesen Arten des Kummers sich selbst täuscht. Eine andere gibt es, die nicht so unschuldig ist, weil sie die Welt täuscht: der Kummer gewisser Personen, die nach dem Ruhm eines schönen, unsterblichen Schmerzes streben. Nachdem die alles lindernde Zeit den Schmerz, den sie wirklich fühlen, gestillt hat, hören sie nicht auf, hartnäckig ihre Tränen, Klagen, Seufzer hervorzupressen; sie nehmen ein düsteres Wesen an und wollen durch ihre Handlungen überzeugen, daß ihre Niedergeschlagenheit erst mit ihrem Leben endigen würde.

Diese traurige und ermüdende Eitelkeit findet sich gewöhnlich bei ehrgeizigen Frauen. Da ihr Geschlecht ihnen die Wege zum Ruhm versperrt, quälen sie sich ab, durch Zurschautragen eines untröstlichen Kummers berühmt zu werden.

Und noch eine andere Art von Tränen gibt es, die aus kleinen, leicht fließenden und leicht versiegenden Quellen kommt: Man weint, um in den Ruf eines zarten Herzens zu kommen, man weint, um beweint zu werden und endlich weint man, um der Schande zu entgehen, nicht zu weinen. - (lar)

Heuchelei (2) Mit dem Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, begann eine große Heuchelei, denn Unerfüllbarkeit steht ihm auf der Stirn geschrieben. Es mag Menschen gegeben haben und geben, die andere lieben können wie sich selbst - dann taten sie es nicht in Erfüllung eines Gebots. Sie tun es unter der Macht eines Bedürfnisses, auch einer überquellenden Kraft. Man kann nicht lieben, weil es geboten ist; man kann es nicht einmal, wenn es geboten ist, von wem auch immer.  - (blum3)

Heuchelei (3)  Die Gesichter der Heuchler verändern sich später als die der übrigen, und dies darum, weil sie durch Übung eine Fertigkeit erlangt haben, ihrem Inwendigen die Außengestalt guter Neigungen zu geben, weshalb sie lange Zeit nicht unschön aussehen; weil ihnen aber nach und nach die erheuchelte Miene ausgezogen und ihr Inwendiges, das ihres Gemütes, der Gestalt ihrer Neigungen angepaßt wird, so werden sie nachher häßlicher als andere. Heuchler sind diejenigen, die wie Engel geredet, inwendig aber bloß die Natur und somit nicht das Göttliche anerkannt und daher die Dinge der Kirche und des Himmels geleugnet hatten. - Himmel und Hölle. Beschrieben nach Gehörtem und Gesehenem von Emanuel Swedenborg
 


Gefühle, unfreundliche Täuschung

 


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