erzwärme Erinnerst Du Dich an Baudelaires unglaubliches Gedicht ›Une Charogne‹? Es kann sein, daß ich es jetzt verstehe. Abgesehen von der letzten Strophe war er im Recht. Was sollte er tun, da ihm das widerfuhr? Es war seine Aufgabe, in diesem Schrecklichen, scheinbar nur Widerwärtigen das Seiende zu sehen, das unter allem Seienden gilt. Auswahl und Ablehnung giebt es nicht.
Hältst Du es für einen Zufall, daß Flaubert
seinen Saint-Julien-L'Hospitalier geschrieben hat? Es kommt mir vor, als
wäre das das Entscheidende: ob einer es über sich bringt, sich zu dem Aussätzigen
zu legen und ihn zu erwärmen mit der Herzwärme der Liebesnächte, das kann
nicht anders als gut ausgehen. - Rainer Maria Rilke, Die Aufzeichnungen
des Malte Laurids Brigge. Fankfurt am Main 2000 (it 2691, zuerst 1910)
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