erzog    Der Herzog von Charolais war schön und tapfer wie alle Bourbonen, aber auch ein Narr wie diese. Sobald er großjährig geworden war, fachte er seine zornige, leidenschaftliche Natur durch den Genuß von reinem Wein an, ohne Wasser hinzuzutun. Das trieb ihn zu wilden und grausamen Handlungen, die ihm den Ruf eines Ungeheuers eintrugen, und bald kultivierte er diese Neigungen, indem er sich aus Menschenhaß und Ungeselligkeit von der Welt abschloß. Seine düsteren und schwarzgalligen Neigungen begannen seine Gesundheit stark zu schädigen. Im Grunde ist er ein guter, sogar tugendhafter Mensch, geistreich, unterhaltsam, begierig nach fruchtbringender Tätigkeit. -  Marion Luckow, Nachwort zu (sad)

Herzog (2) Monsieur, Herzog von Orleans, besaß, bis auf den Mut, alles, was zu einem Manne ohne Tadel gehört; da er aber, und dies ohne Ausnahme, nichts von dem besaß, was zu einem großen Mann gehört, fand er in sich selbst nichts, was seiner Schwäche hätte abhelfen oder sie hätte ausgleichen können. Diese aber herrschte durch Furcht in seinem Herzen, durch Entschlußlosigkeit in seinem Geist, und verunstaltete den ganzen Ablauf seines Lebens. Weil er die Kraft nicht hatte, denen zu widerstehen, die ihn aus Eigennutz in ihre Unternehmungen hineinzerrten, nahm er an diesen allen teil; aus allen ging er mit Schande hervor, weil er den Mut nicht aufbrachte, sie durchzuhalten. Seit seiner Jugend verdunkelte dieser Schatten bei ihm die lebhaftesten und hellsten Farben, in denen eigentlich ein schöner und klarer Geist, unbeschwerte Liebenswürdigkeit, beste Absichten bei völliger Selbstlosigkeit und unwahrscheinlicher Umgänglichkeit hätten leuchten müssen. - (retz)

Herzog (3) Guermantes, Basin Herzog von Schwerenöter, Ehemann von Oriane de Guermantes und Bruder von Charlus. Er betrügt seine Frau bereits am Tag nach der Hochzeit und gibt auch sonst ein eher unsympathisches Bild ab: Seine wechselnden Mätressen behandelt er schlecht, besonders wenn er vorhat, sie durch die jeweils nächstjüngere zu ersetzen; seine politischen Ansichten richten sich ausschließlich nach seinem eigenen gesellschaftlichen Vorteil: So wird er vom Antisemiten und Dreyfusgegner zum »Dreyfusard«, um mit dieser in seinen Augen »intellektuellen« Pose drei reizende junge Damen zu beeindrucken, die er bei einer Bäderkur kennenlernt. Trotz allem hat er nie Probleme, bedeutende und überaus schöne Frauen an sich zu binden - der Herzog von Guermantes ist eines der schamlosesten Beispiele für die Erotik von Rücksichtslosigkeit, Macht und Reichtum im Roman. Da aber bei Proust nichts beständig ist, rächt sich zuletzt seine leichtfertige Konversion zum »Dreyfusard«, und der Stern seines Namens beginnt unterzugehen.  - Ulrike Sprenger, Proust-ABC. Leipzig 1997

Fürst

 

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Herzogin
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