erbst
 

Komm in den totgesagten park und schau:
Der schimmer ferner lächelnder gestade •
Der reinen wolken unverhofftes blau
Erhellt die weiher und die bunten pfade.

Dort nimm das tiefe gelb • das weiche grau
Von birken und von buchs • der wind ist lau •
Die späten rosen welkten noch nicht ganz •
Erlese küsse sie und flicht den kranz •

Vergiss auch diese lezten astern nicht •
Den purpur um die ranken wilder reben •
Und auch was übrig blieb von grünem leben
Verwinde leicht im herbstlichen gesicht.

- Stefan George

Herbst (2) Es kommt der faule/ falbe/ träge/ fruchtreiche/ erfreuliche/ fette Herbst geschlichen / weil der Sommer ist entwichen etc. der schaurige Herbst/ der alles machet reiff/ der Hitze Bezwinger/ Ostebringer/ der Winde Bottschafter. Die Zeit der Ceres und Bacchus des menschen Volck erfreut / die gleichsam sich vermählen / die Früchte nicht verhälen / und reichlich theilen mit. Der Herbst verkostet fast das Jahr/ die reiffen Herbstes gaben das Vieh und Menschen laben. Wann die Trauben ohne Zahl schlanken um den Reben Pfal. Wann in dem betagten jahr falbt deß Baumes falbes Haar/ fället die bereiffte Frucht von den hochbeasten Baumen / und ertheilt in allen Landen Hüll und Füll aus vollen Handen. Wann man hört das Wintzerlied das der freche Keltertretter/ singet in dem nassen Wetter von den nun erseuffzten Fried. - (hrs)

Herbst (3)

Herbst

- Thomas Körner

Herbst (4) Immer wenn das kalte Wetter kommt oder mit anderen Worten in der Mitte des Herbstes, steht mir der Kopf nach verrückten Ideen, so von der ekszentrischen & ekszotischen Art, wie z. B. daß ich mich in eine Schwalbe verwandeln möchte, um ein Vorteil zu erwischen und in Länder zu fliegen, wos warm ist, oder Ameise sein und hübsch tief reinkriechen in eine Höhle und die im Sommer gehorteten Lebensmittel essen, oder eine Viper sein wie die im Zoologschen Garten, die sie hübsch in einem Glaskäfig stecken haben mit Heizung drin, damit sie nicht steif wern vor Kälte, denn das ist es nämlich, was mit den armen Menschen geschieht, die sich keine Kleidung nicht kaufen könn, so teuer wie die ist. Oder sich nicht wärmen könn, weils an Heizöl fehlt, an Kohle fehlt, an Brennholz fehlt, an Petroleum fehlt und auch an Penunse, denn wenn Einer Moneten hat, dann kann er in irgendeine Stampe gehn und sich einen guten Schnaps bestellen, na da merkt man doch gleich, wie das wärmt, obschon zuviel des Guten nicht gut ist, denn Mißbrauch ist aller Laster Anfang, und vom Laster kommt die Deckeneration sowohl des Leibes wie der moralischen Leiden eines Jeden, und wenn Eines herunterkommt auf die abschüssige Bahn mangels guten Benehmens in jedem Sinne, dann kann keiner und nichts ihn davor bewahren, daß er im schrecklichen Mülleimer menschlicher Geringschätzung endet und es gibt ihm keiner auch nicht nur keine Hand, um ihn aus dem unreinen Schlamm zu ziehn, in welchem er sich wälzt, nicht anders als war er ein Kondor, der, als er jung war, zu eilen und fliegen verstand um die hohen Bergesgipfel, im Alter aber abstürzt wie'n Bomber im Sturzflug, dem der moralische Motor versagt hat. Und hoffentlich dient das, was ich schreib Jemandem, daß er sein Verhalten überprüfe, und er nicht bereut, wenn es schon zu spät ist und alles im Eimer wegen seiner Schuld!  - Cesar Bruto: Was ich gerne sein möchte, wenn ich nicht das wäre, was ich bin. (Kapitel: Der Bernhardiner Hund.)  Nach  (ray)

Herbst (5)

Der Vogel platzt geräuschlos und aus seinem Bauch steigt
Ein Springbrunnen braungoldener Federn
Die Pilze lösen sich vom Boden und schweben
Von der warmen Luft getragen
Bis an die Wolken
In den Wolken lachen die Hexen
Mit ihren Fasanenaugen
Mit ihren Pfauenwimpern
Mit ihren weißen Haaren
Mit ihren steinernen Brüsten.

- Meret Oppenheim: Husch, husch, der schönste Vokal entleert sich. Gedichte, Zeichnungen. Frankfurt am Main 1984
 
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