Helfer  Er trug stets einen braunen Overall, der an den Knien ausgebeult war und von hellerer Farbe, wo er sich auf die Ellbogen stützte. Die Schwestern hatten am ersten Tag erfahren, daß er dem Besitzer der angrenzenden Farm als »Helfer« diente. Sie brummten zustimmend und fragten ihn, wie hoch sein Lohn sei. Als er sagte, anderthalb Dollar und den ganzen Winter über freie Kost und Logis, lächelte Una ihm zu.

»Gute Bezahlung«, sagte sie und bot ihm ein Glas Glühwein an.

Lena sagte nichts. Die Hände in die Hüften gestützt, beobachtete sie ihn oder schaute in den Himmel hinauf. Lena war noch jung, und die Nacht übte einige Anziehung auf sie aus. Den Schweden mochte sie auch. Er war muskulös und groß und »gut erzogen«. Damit meinte sie, was gemeint war, wenn sie dasselbe von einem Pferd sagte. Er hatte Charakter - was für sie ungefähr dasselbe bedeutete. Und er »taugte was« auf dieselbe Weise, wie der Boden dazu taugt, sichere Gewinne abzuwerfen. Mit anderen Worten, er war gesund und verdiente sich seinen Lebensunterhalt.

Anfangs schaute er Lena am meisten an. Von den zwei steinharten Gesichtern besaß sie das weichere. - Djuna Barnes, Die Erde. In: D.B., Die Nacht in den Wäldern. Short Stories. Berlin 1982 (Quartheft 133)

Helfer (2) M'hammed Asserdun wanderte weit fort. Eines Tages kam er zu einem Manne, der mit seiner Unterlippe einen Fluß aufhielt, soweit reichte sie herab. Die Oberlippe hatte er aber über den Kopf geschlagen, und damit reichte sie bis weit über den Rücken zur Erde herab. Der Lippenmann sah M'hammed Asserdun und fragte ihn: »Wohin gehst du?« M'hammed Asserdun sagte: »Ich suche ein Land, das mich ernähren kann.« Der Lippenmann sagte: »Ich bin dein Mann, ich komme mit dir.« Der Lippenmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun an.

M'hammed Asserdun und der Lippenmann wanderten weiter fort. Eines Tages kamen sie zu einem Mann, der hatte so riesengroße Ohren, daß er sich mit dem einen vollkommen als Kleidung bedecken und das andere als Lagerunterlage benutzen konnte. Der Ohrenmann sah M'hammed Asserdun und seinen Begleiter und fragte: »Wohin geht ihr?« M'hammed Asserdun sagte: »Ich suche ein Land, das mich ernähren kann.« Der Ohrenmann sagte: »Ich bin dein Mann; ich komme mit dir.« Der Ohrenmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun und dem Lippenmann an.

M'hammed Asserdun, der Lippenmann und der Ohrenmann wanderten weit fort. Eines Tages kamen sie zu einem Manne, der hatte in seinem Bart eine Herde Schafe. Mit seinem Rücken lehnte er aber an einem Berg, der wäre, wenn er nicht so gestützt worden wäre, vornüber gestürzt und hätte ein Dorf begraben, das an seinem Fuße lag. Der Bartmann sah M'hammed Asserdun und seine Begleiter und fragte: »Wohin geht ihr?« M'hammed Asserdun sagte: »Ich suche ein Land, das mich ernähren kann.« Der Bartmann sagte: »Ich bin dein Mann, ich komme mit dir.« M'hammed Asserdun riß ein paar Bäume aus und stützte mit ihnen den Berg. Der Bartmann stand auf und schloß sich M'hammed Asserdun, dem Lippenmann und dem Ohrenmann an.  - Märchen der Kabylen. Gesammelt von Leo Frobenius, Hg. Hildegard Klein. Düsseldorf u. Köln  1967 

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