eiratspläne    Frau von Brinvillier, erzählt Frau von Sévigné, beabsichtigte, Sainte-Croix zu heiraten, und flößte, um diesen Plan ausführen zu können, ihrem Gemahl mehrmals Gift ein. Sainte-Croix aber, der gar keine Lust hatte, eine Frau zu heiraten, die ihm an Abscheulichkeit gleichkam, suchte ihm, um die Ausführung dieses Plans zu verhindern, immer Gegengift einzuflößen. So blieb der unglückliche Ehemann nur dadurch am Leben, daß er, von den beiden Ungeheuern einander zugeschleudert, bald vergiftet, bald entgiftet wurde. - (pit)

Heiratspläne (2)  B  Ja, einmal hatte ich das Heiraten wohl im Sinn.

A Eine wunderschöne Frau wahrscheinlich.

B Im Gegenteil; ein scheeles, schauriges, schlurfendes Weibsstück, ein stotterndes und stinkendes, schielendes und hinkendes Bauernweib, und liebte mich nicht! Überhaupt nicht! Das erschien mir unmöglich; ich ging pfeifend vor ihr her. Verstehen Sie, ich übertreibe nicht, pfeifend; können Sie sich das vorstellen, Casanova pfeift vor einer Frau her?

A Unglaublich.

B Sie haben recht; unsinnig. Und die erhob ihre dreckige, widerliche, finstere Schnauze und glotzte mich an, wie sie nicht einmal einen von ihren Ochsen angeglotzt hätte, und drehte sich weg, leicht angewidert, wenn ich mich nicht irre. Da trete ich vor sie hin, als wollte ich ihr etwas im Vertrauen sagen - können Sie sich das vorstellen, Casanova sagt einer Frau etwas im Vertrauen?

A Absolut unglaublich.

B Ja, Sie verstehen mich; also ich nähere mich ihr und sage: »Ich bin Casanova.« Sie sieht mich an, zuerst mit dem einen Auge und dann mit dem anderen, und fahrt wieder mit ihrer Mistgabel im Heu herum. Da sie mir schwerhörig erscheint, schreie ich, ich Casanova, ihr ins Ohr. Stellen Sie sich das vor, Casanova schreit einer Frau ein Geheimnis ins Ohr?

A Ich stelle es mir vor, und es erscheint mir von geradezu bewundernswerter Absurdität.

B Ich schreie ihr also ins Ohr: »Ich bin Casanova.« Und sie gibt mir zu verstehen, ich solle nicht so brüllen, das störe sie; verstehen Sie?

A Der helle Wahn.

B Aber nein; ich geriet aus der Fassung, das gebe ich zu, aber gleich darauf bewunderte ich sie zutiefst. Ihre unglaubliche und in vielerlei Hinsicht abstoßende Häßlichkeit erschien mir als Zeichen eines archaischen, heidnischen Adels; ihre Gleichgültigkeit als Beweis dafür, daß ich nach so vielen simplen Weibchen auf eine Königin gestoßen war; sie war unbewußt und unwissend und daher noch mehr Königin. Ihr schändliches Herumstochern im Heuhaufen erschien mir als arkadische Gebärde, und ich fragte mich, ob ich sie nicht heiraten sollte.

A Aber Sie haben sie nicht geheiratet.

B Ich kam nicht dazu; drei Tage später hing sie am Galgen, weil sie ihren Ehemann umgebracht hatte und, wie ich erfuhr, noch zwei andere vor diesem. Und sie scheint es nicht aus Liebe zu Casanova getan zu haben.  - (man)

 

Pläne Braut

 

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