eiratsfähigkeit   M. de Lauzun hatte Mlle. de Quintin bei dem Empfang ihrer Schwester zwischen den anderen heiratsfähigen jungen Mädchen erblickt. Sie zählte fünfzehn Jahre und er mehr als dreiundsechzig; ein recht befremdlicher Altersunterschied, aber sein Leben war bislang ein Roman gewesen, er hielt ihn durchaus nicht für abgeschlossen und hegte noch immer den Ehrgeiz und die Hoffnungen eines jungen Mannes.

Seit er an den Hof zurückgekehrt war und die Ehrenstellungen und Auszeichnungen, die er früher innegehabt, wieder bekleidete und seit der König und die Königin von England, denen er dies zu verdanken hatte, ihm sogar noch die Herzogswürde verschafft hatten, ließ er nichts unversucht, um durch ihre Vermittlung das Vertrauen des Königs wiederzuerlangen, ohne daß es ihm jedoch gelungen wäre. Er wiegte sich nun in der Hoffnung, er könne durch die Heirat mit der Tochter eines kommandierenden Generals bei den Operationen am Rhein als Zwischenträger zwischen König und General füngieren und sich auf diese Weise einen Weg bahnen, um die Nachfolge seines Schwiegervaters anzutreten.

In solchen Vorstellungen befangen, ließ er bei Mme. de Lorge anfragen; sie aber kannte seinen Ruf zu gut und liebte ihre Tochter zu sehr, um in eine Heirat einzuwilligen, die diese nur unglücklich machen konnte. M. de Lauzun verdoppelte seine Anstrengungen, erklärte sich bereit, sie ohne Mitgift zu heiraten, und ließ in diesem Sinne mit Mme. de Fremont, M. de Lorge und M. de Duras Verhandlungen anknüpfen, Der Vorschlag wurde im Hause des letzteren beraten und aufgrund det gewichtigen Tatsache »ohne Mitgift« dann angenommen, sehr zum Mißvergnügen der Mutter, die sich aber schließlich damit abfand, weil es schwierig war, auch diese Tochter zur Herzogin zu machen wie die älteste, der sie die jüngste unter allen Umständen gleichstellen wollte Phelypeaux, der glaubte, daß für ihn alles zu haben sei, wollte sie wegen der sich für ihn ergebenden Stellungen und Verbindungen gleichfalls ohne Mitgift heiraten; und aus Angst vor ihm erklärte sich Mlle. de Quintin mit Freuden bereit, den Duc de Lauzun zu ehelichen, der immerhin einen großen Namen, Rang und Vermögen besaß. Ihre jugendliche Unerfahrenheit verleitete sie, diese Ehe nur als eine Art Notlösung anzusehen, einen vorrübergehenden Zustand, der höchstens zwei bis drei Jahre dauern würde, worauf sie dann als große Dame würde leben können. Ohne diese Hoffnungen hätte sie, wie sie mir später selber gestand, niemals eingewilligt. Die Verhandlung wurde ganz im geheimen geführt. Als der Marschall de Lorge dem König davon berichtete, entg,egnete dieser: »Sie sind sehr kühn, Lauzun m Ihre Familie aulnehmen zu wollen; ich hoffe, Sie werden es nicht zu bereuen haben. Es steht hnen frei, über Ihre Angelegenheiten zu verfügen, wie es Ihnen gutdünkt, was jedoch meine Angelegenheiten betrifft, so gestatte ich Ihnen liese Heirat nur unter der Bedingung, daß Sie darüber zu Lauzun niemals auch nur das geringste Wort sagen.« An dem Tag, an dem die Heirat bekanntgegeben wurde, ließ der Marschall de Lorge mich schon am frühen Morgen holen und erklärte mir seine Gründe für diesen Entschluß; ausschlaggebend war, daß er keine Mitgift zu stellen brauchte und daß M. de Lauzun sich mit der Zusicherung von 4000 Livres nach dem Tode M. de Fremonts begnügte, sofern außer dem Erbteil der Kinder noch soviel übrigbliebe, und daß er überdies, wenn er stürbe, seiner Witwe beträchtliche Einkünfte hinterlassen wollte. Als wir dem König den Ehevertrag zur Unterzeichnung vorlegten, neckte dieser Lauzun md fing laut zu lachen an. M. de Lauzun erwiderte, er betrachte seine Heirat als besonderes Glück, da er seit seiner Rückkehr den König nun zum ersten Male lachen sehe. Man setzte den Hochzeitstermin so kurzfristig fest, daß niemand mehr Zeit fand, sich um seine Gewänder zu kümmern. M. de Lauzun schenkte der Braut Stoffe, Juwelen, Galanterien, aber kein Geld. Bei der Trauung, die um Mitternacht im Palast der Lorge stattfand, waren insgesamt nur sieben oder acht Personen zugegen. M. de Lauzun wollte sich allein mit seinen Kammerdienern entkleiden, und er betrat das Gemach seiner Frau erst, als alle hinausgegangen waren, sie hinter geschlossenen Vorhängen in ihrem Bett lag und er sicher war, auf dem Wege zur ihr niemandem zu begegnen.

Am anderen Tag rühmte er sich stolz seiner nächtlichen Heldentaten.  - (sim)

 

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