eimatwimpel Eine Zeitlang, ehe wir Kap Hoorn umrundeten, hatten viele der Seeleute zur Vorbereitung ihrer Heimkehr nach Amerika die Sorgfalt verdoppelt, mit der sie ihre Bärte pflegten. Dort glaubten sie, mit ihren riesigen prächtigen „Heimatwimpeln" - so nannten sie den langen Fliegenwedel an ihrem Kinn - keinen geringen Eindruck zu machen. Besonders die betagteren Matrosen, zu denen die Alte Garde der Seegrenadiere des Vorderkastells und die pulverdampfgeschwärzten Stückmeistersmaate und Konstabelmaate gehörten, prunkten mit höchst ehrwürdigen Bärten von außerordentlicher Länge und Greisheit, die wie langes strähniges Moos aussahen, das von den Ästen einer uralten Eiche herabhängt.
Vor allen anderen trug der Vormann des Vorderkastells, der alte
Ushant, ein prächtiges Muster von einem Seesechziger, einen breiten wehenden
Bart, der ihm grau und greis über die Brust floß und oft von Teer befleckt und
verfilzt war. Dieser Ushant war bei jedem Wetter wachsam auf dem Posten, enterte
furchtlos im Sturm auf die Fockrahe, wobei sein Bart wie der Neptuns wehte.
Auf der Höhe von Kap Hoorn glich er dem eines Müllers, so war er über und über
mit Reif bedeckt. Bisweilen glitzerte er in den bleichen, kalten, mondscheinhellen
patagonischen Nächten von kleinen Eispartikeln. Aber bewies er auch zu Sturmzeiten
eine solche Tatkraft, so war er doch, wenn die Pflicht ihn nicht auf seinen
Posten rief, ein bemerkenswert ruhiger, zurückhaltender, schweigsamer und würdevoller
alter Mann, der sich von lauten Scherzen fernhielt und nie an den lärmenden
Spielen der Mannschaft teilnahm. Entschlossen spielte er seinen Bart aus gegen
ihre knabenhaften Streiche und entrüstete sich oft wie ein Orakel über dergleichen
Sinnlosigkeiten.
- (weiss)
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