Dausnegerlein    Es ist bereits ein Weilchen her, seit das Schoßäffchen, in das die Dame von Welt eine Zeitlang derart vernarrt war, daß sie es selbst bei ihrer Toilette um sich wissen wollte, ins Vorzimmer verstoßen wurde. Auf seinem Vorzugsplatze neben dem Lieblings-Abbé, dem hoffnungsvollen Magistraten oder dem jungen Offizier haben sich seither abgelöst: der Wellensittich, die Windhündin, der Spaniel und die Angorakatze. Doch passe sind nun auch diese Schnuckiputzis, und zwar, seitdem sich die Frauen von Lebensart um kleine Neger reißen. Kein Zweifel, unsere Schönen haben sich an den Anblick dieser fern ihrer Heimat als Sklaven geborenen und für die Sklaverei im Dienste der Schönheit für tauglich befundenen Schwarzen aus Afrika recht gut gewöhnt! Nicht einmal für den kleinsten Augenblick trennt sich die zärtliche Herrin von ihrem Leibnegerchen. Je dunkler es von der Sonne gebrannt wurde, desto schöner dünkt es sie. Es klettert seiner Holden auf die Knie, es preßt ihr sein wolliges Köpfchen an die Brust und seine Lippen an einen Rosenmund, seine ebenholzfarbenen Arme unschlingen einen blütenweißen Hals, und sie läßt es voller Wonne gewähren, denn ein kleiner Neger mit weißen Zähnen, vollen Lippen und samtweicher Haut ist halt besser im Liebkosen als etwa ein Spaniel oder eine Angorakatze...   - Louis Sébastien Mercier, Mein Bild von Paris. Frankfurt am Main 1979 (zuerst ca. 1780)
 

Neger

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