Hausfrauengespräch   Die Sekretärinnen sprechen von ihm, voller Entsetzen, morgens in der Frühstückspause, während sie diskret am Gummiband ihres Slips zupfen, der sie am Bauch drückt. Die Kundinnen in der Metzgerei sprechen von ihm, während sie Hilarios blutbeschmierte Hände beobachten, die mit flinken Bewegungen Fleisch zerschneiden, gefühllos wie ein Gerichtsmediziner bei der Obduktion. Sie betrachten das Blut, mit einfältigen Blicken, und flechten in ihre monotone, alltägliche Unterhaltung morbide Kommentare zur schwarzen Chronik ein.

„Hilario, bitte drei Filets, aber schön zart bitte, und vergewaltigt er sie, oder nicht?, aber er hat ja gar keine Zeit, sie zu vergewaltigen, ich habe gehört, daß er sie mit einem Messer ersticht, schneide sie bitte von der Mitte, mit einem Rasiermesser, einem ganz normalen Rasiermesser, das man überall kaufen kann, ich habe gehört, daß er ihnen zuerst den Hals durchschneidet, von einem Ohr zum anderen, wie schrecklich, und daß er sie dann auszieht, bis zur Gürtellinie, und daß er ihnen dann, zok, zok, zok, schneide mir bitte ganz dünne Scheiben, ja, sehr dünne Scheiben, ich möchte panierte Schnitzel daraus machen, zok, zok, zok, die Brüste zerschneidet, ja, die Brüste, nein, wie entsetzlich, allein der Gedanke daran, und ein Viertel Gehacktes bitte, und dann macht er einen Abgang, was wollen Sie damit sagen, er hat einen Abgang?, er macht einen Abgang, er flieht, ich meine, er macht sich auf und davon, aha, er flieht, er flüchtet, ich habe verstanden, er hat einen Abgang, verstehen Sie?, abgehen, ja, daß ihm einer abgeht, ach, diese Frau versteht überhaupt keinen Spaß, und niemand hat ihn je zu Gesicht bekommen, ein Kilo Filet bitte, es wird erzählt, daß alle Leichen dieselben Merkmale aufweisen, wie ein Markenzeichen, wie sind die Lammrippchen heute?, er hat keine Zeit, sie zu vergewaltigen, nein, ein Suppenknochen, und außerdem bringt er auch Männer um, nicht wahr? Ja, ja, er bringt auch Männer um, ich hab's im Radio gehört, also, ich glaube nicht, doch, doch, ganz sicher, er hat auch Männer umgebracht, wie er den Männern die Brüste zerschneidet?, wie soll er ihnen denn die Brüste zerschneiden?, er zerschneidet ihnen die Pobacken, so steht's in der Zeitung, weil die Pobacken der Männer den Frauenbrüsten ähnlich sind, findest du, daß sie ihnen ähnlich sind?, ein paar Wurstabfälle für den Hund, na, er zieht ihnen die Hose runter und zerschneidet ihnen den Hintern, zok, zok, zok, nein, nein, doch, doch, er hat drei Frauen und zwei Männer umgebracht, also nichts mit Vergewaltigung, nein, ich möchte Leber, aber große Stücke, wenn du das keine Vergewaltigung nennst, wenn sie einen umbringen, nein, nein, nichts mit Vergewaltigung, das heißt, es kommt nicht zur Penetration, Leber und Nierchen, und habt ihr noch Hoden?   - Andreu Martín, Die Stadt, das Messer und der Tod. Bühl-Moos, Baden-Baden  1994

 

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