ausarzt Er wurde zu allen Nachtstunden herausgerufen, entband Babies in verkommenen Gegenden, angezogen von den schäbigen Häusern der Ärmsten. Vielleicht lagen sie ›hinter dem Schuhladen zwischen der Vierten und Fünften‹, mit Dächern, die aus der Reihe tanzten,
die Höfe verstopft
mit altem Hühnerdraht, Asche
kaputten
Möbeln;
wie er es in ›Pastorale‹ beschrieb, einem seiner frühen Gedichte. ›Ich fing
an, diese Leute zu lieben, sie waren in Ordnung.‹ Er brachte, wie es eine Frau
formulierte, fast jedes Baby zur Welt, das in den Straßen oberhalb der alten
Kupferminen geboren wurde, und er kannte, wie er sagte, keine besseren Leute,
obwohl er nicht willens war, sich in ein Bett zu legen, während er auf die Geburt
wartete und quer über drei Stühlen liegend schlief. Um drei Uhr morgens zu Hause
angekommen, stellte er sich im Mantel in die Badewanne und zog sich Stück für
Stück aus, ließ jedes Kleidungsstück neben die Wanne fallen und fand unweigerlich
drei oder vier Wanzen. Er hatte sich mit jeder nur denkbaren Komplikation auseinanderzusetzen
und freundete sich in der einen oder anderen Phase seiner Entwicklung mit jeder
Sorte Mensch an, die man sich nur vorstellen kann. ›Mögen die Erfolgreichen‹,
sagte er, ›ihre blauen Ordensbänder davontragen; ich habe die Erfolglosen kennengelernt,
weit bessere Menschen als ihre erfolgreicheren Brüder.‹ Er unterhielt sich mit
Taxifahrern, Eisenbahngepäckträgern, die seine Patienten gewesen waren, farbigen
Männern und Frauen, die er genauestens kannte, und einem Hochofenarbeiter, einem
Unikum, der in einer ein Meter zwanzig hohen Hütte lebte, die wie der Bau eines
Tieres in einem Sumpf aussah. Aber dieser Mann lebte, ohne sich zu beklagen,
allein, voll Selbstachtung, sein Leben hatte die ›Würde des menschlichen Geistes
erlangt, so daß ihm der Schmutz und die Erniedrigung‹ nichts ausmachten. Der
Doktor verließ seine Praxis am Abend mit dem Gefühl, daß er seine Augen nicht
länger offenhalten konnte; dann saß er in seinem Auto vor einem Haus und wartete
darauf, daß er die Kraft fände, die Treppe hinaufzusteigen. Aber sobald er dem
Patienten gegenüberstand, verschwand das alles. Schlagartig begannen sich die
Einzelheiten des Falles klar darzustellen, und die Jagd ging los. -
Van Wyck Brooks mit William Carlos Williams, Vorwort zu (
messer
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