and, kalte  Er geht zu dem Bettverschlag, in dem Thorgrim und seine Schwester schliefen. Die Türe war angelehnt; beide liegen im Bett. Er geht hinein und tastet vor sich her und berührt sie an der Brust; sie schlief an der Außenseite. Da sagte Thordis: »Warum ist deine Hand so kalt, Thorgrim?« und weckt ihn. Thorgrim fragt: »Soll ich mich zu dir wenden?« Sie glaubte, er hätte sie mit seiner Hand berührt. - Gisli wartet nun wieder eine Weile und wärmt die Hand in seinem Hemd. Aber die beiden schlafen wieder ein. Nun berührt er Thorgrim leise, so daß er aufwacht; der glaubte, Thordis habe ihn geweckt, und wandte sich zu ihr. Da zieht Gisli ihnen mit der einen Hand die Decke herunter und mit der anderen durchbohrt er Thorgrim mit Grauseite, so daß der Speer im Bett stecken blieb. Da schreit Thordis: »Wacht auf, ihr Männer im Haus, Thorgrim, mein Mann, ist erschlagen!«

Gisli macht sich schleunigst davon, zum Kuhstall, und geht da hinaus, wo er es geplant hatte, und riegelt hinter sich fest zu. Er geht dann denselben Weg heim, den er gekommen ist, und nirgends kann man seine Spur sehen. Aud schiebt den Riegel von der Tür, wie er heimkommt, und er legt sich schlafen und tut, als wäre nichts geschehen, als hätte er nichts zu tun gehabt. - Gisli-Saga, nach: Die schönsten Geschichten aus Thule. München 1993. Hg. H.M. Heinrichs

Hand, kalte (2)  Nach dem Aufwischen pißt Rottenkopf zumeist noch in den kalten Ofen, um gegen die Hausordnung zu protestieren. Diese lautet unter Punkt sieben: Mit Kleider im Bett liegen ist verboten. Das Bett ist selber zu machen. Nach vier Wochen bittet er seine alte Wirtin, wieder in sein altes Zimmer ziehen zu dürfen. Der Sohn holt seine Sachen. Morgens, um ihn zu wecken, legt die Frau stets die kalte, seit Wochen ungewaschene Hand auf seinen Bauch und versucht, nach unten zu gelangen, ehe er aufwacht. Sie ist ein ungeahntes Schwein, von dem es viele Geschichten gibt.  - (baer)

Hand, kalte (3)  Er streckte sich auf der weißen Bettdecke aus und knöpfte sich die Hose auf. Obwohl der Penis nicht von sich aus aufrecht stand, nahm er ihn in die Hand und begann, ihn zu bearbeiten, so als würde er langsam onanieren, wie immer, bei jeder Gelegenheit, wenn er allein war. Das Dunkel flößte Schrecken ein, und wenn auch sein anderes Gesicht, draußen, ein strählend helles Licht war, das man der glühenden Sonne zu verdanken hatte, wiewohl sie inzwischen nicht mehr wirklich wärmte (die Weinhänge, die sich gegen das Marineblau des Himmels, gegen die Hügel wie emailliert abhoben), lastete es im Herzen wie Blei. Es war nicht wie in der Jugend, als die Angst vor diesem (von Gott befohlenen) Dunkel unerträglich wurde und immer noch, trotz aller Gewöhnung, Schmerz verursachte. Das Licht drang durchs Fenster, wie im gerade verlorenen Sommer, und etwas, das irgendwie verblaßt war, sagte deutlich und klar, daß die Welt dem mit seinen Pflichten zurückkehrenden Winter entgegenging. Carlo betraf das nicht weiter; im Winter würde er wie- , der in Rom sein; vielleicht würde er sogar nach Sizilien fahren. Seine einzige, ungeheuer lustvolle Sorge bestand darin, sein Geschlecht zufriedenzustellen: das, was er jetzt in seiner Hand hielt und alles andere. Er dachte an seine Mutter, und auf der Stelle begann sein Schwanz sich aufzurichten, obwohl er keinen Samen hatte und ausgetrocknet war wie ein Schilfrohr. Dies war eine neue Kodifizierung, die zum erstenmal wahrgenommen und angewandt wurde. Carlos Mutter in Turin, in der Stadtwohnung, gleich nach dem Essen, allein, verschwitzt, müde, gerade von einer mondänen Veranstaltung zurück und schon wieder auf dem Sprung zu einer anderen (das heißt zum Tee in der Wohnung, in der wenige Auserwählte den Gastgeber oder die Gäste feiern würden, für den oder die das Öffentliche und etwas vulgäre Fest veranstaltet worden war), war ein mittlerweile ständig wiederkehrendes Bild, eins der vielen ständig wiederkehrenden Bilder in Carlos Vorstellung, das seinen Penis anschwellen ließ, so daß er onanieren konnte, ohne jedoch zum Erguß zu kommen, was hieß: er konnte onanieren, solange er wollte. Die Bewegung beim Onanieren iieß - als würde er gewiegt - einen tiefen Schlaf über ihn kommen, der sich bleiern auf seine Augen senkte. Nachts, nachdem er wie gewohnt onaniert hatte, schlief er fest ein; bei anderen Gelegenheiten aber schlief er nur kurz, dann aber tief |und wildj. So war es auch jetzt, auf dem Bett seiner Kindheit. Als er nach fünf Minuten wieder aufwachte, war das Geschlecht in seiner Hand, mit der er es umschlossen hielt, eiskalt geworden.   - Pier Paolo Pasolini, Petrolio. Berlin 1994

Hand, kalte (4)  »Ich wollte endlich einschlafen können, verstehn Sie. Und er stand bloß einfach weiter da. Ich dachte, wenn er doch bloß endlich macht, daß ich's hinter mir habe und einschlafen kann. Deshalb hab ich gesagt, du bist ein Feigling, wenn du's nicht tust! Du bist ein Feigling, wenn du's nicht tust! und ich hab schon richtig gespürt, wie mein Mund anfangen wollte zu schreien und die kleine heiße Kugel in einem drin, die schreit. Dann hat er mich angefaßt, mit der widerlichen kleinen kalten Hand, und in dem Mantel rumgefummelt, wo ich nackig war. Es war wie lebendiges Eis, die Hand, und meine Haut ist richtig zurückgesprungen davor, wie diese kleinen Fliegefische vorne vor einem Schiff. Es war so, wie wenn meine Haut genau gewußt hätte, wo die Hand hingeht, bevor daß sie sich da wirklich hinbewegte, und meine Haut ist immer weggezuckt vorher, wie wenn dann da nichts mehr wäre, wenn die Hand hinkam.   - William Faulkner, Die Freistatt. Zürich 1981 (zuerst 1931)

 

 

Hand Berührung

 

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