ahnreiin Ich kenne einen ehrbaren Edelmann, der einst am Hofe ein sehr ehrbares Fräulein zur Ehe begehrte und eine ihrer Verwandtinnen darüber um Rat fragte. Diese sagte ihm offen, er verlöre nur seine Zeit damit; weil die und die Dame (sie nannte ihm den Namen, und ich wüßte auch Geschichten von ihr) niemals erlauben würde, daß sie sich verheirate. »Ich erkannte plötzlich den Nagelschaden, weil ich wohl wußte, daß sie dieses Fräulein zu ihrer eignen Wonne fetierte und sich sorgfältig für den Mund aufsparte.« Der Edelmann dankte der genannten Cousine für ihren guten Rat, freilich nicht ohne sie lachend zu necken, sie spräche dabei ja ebenso für sich wie für die andre; denn sie wüßte schon mal heimlich etwas wegzubekommen; das leugnete sie mir aber ab.
Dadurch werde ich wieder an manche Männer erinnert, die dergestalt Dirnen
bei sich hatten und liebten, daß sie nicht um alles in der Welt andern den Mitgenuß
gegönnt hätten, keinem Fürsten, keinem Großen, keinem ihrer Gefährten, keinem
ihrer Freunde; so eifersüchtig sind sie darauf wie ein Aussätziger auf seinen
Becher; und der bietet ihn noch dazu zum Trinken an, wer davon will. Diese Dame
aber wollte das Fräulein ganz für sich behalten, ohne sie mit andern zu teilen;
dennoch wurde sie von ihr mit andern Gefährtinnen im geheimen zur Hahnreiin
gemacht. - (
brant
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