In warmen Nächten in den Tropen ist die Hängematte wie ein Kochtopf, in dem man schmort und schmort, bis man sich beinahe selbst zischen hört. Vergebens sind alle Kunstgriffe, sich seine Bequemlichkeit zu vergrößern. Selbst wenn man es darauf ankommen läßt, daß sie einen dabei erwischen, wie man seine Schuhe oder andere Gegenstände als Spreizhölzer in die Enden seiner Hängematten schmuggelt. Von nah und fern wird die ganze Reihe und Zeile, zu der man gehört, im Augenblick die Benachteiligung merken und ein Geschrei erheben, bis der Schuldige gefunden ist und er seine Schlafstelle wieder auf die angemessene Breite gebracht hat.
In Rotten und Schwadronen liegen sie alle auf einer Ebene, ihre Hängemattenstroppen gehen kreuz und quer in allen Richtungen und bilden so ein riesiges Feldbett in halber Höhe mitten zwischen der Decke und dem Fußboden, die etwa fünf Fuß voneinander entfernt sind.
In einer ungewöhnlich warmen Nacht während einer Flaute, als es so heiß war, daß nur ein Skelett sich kühl fühlen konnte - infolge des freien Luftzugs durch seine Rippen -, gelang es mir, nachdem ich fast in meinem eigenen Schweiß aufgeweicht war, mich aus meiner Hängematte hinauszuwinden und mich mit dem kleinen Rest meiner Kraft auf das Deck hinabzulassen. Ich will doch mal sehen, sagte ich mir, ob ich in meinem Scharfsinn nicht irgend etwas erfinden kann, womit ich gleichzeitig Platz zum Atmen und zum Schlafen finde. Ich hab's. Ich werde meine Hängematte unter alle die anderen hinablassen, und dann habe ich, wenigstens auf dieser gesonderten und selbständigen Ebene, das ganze Zwischendeck für mich. Ich senkte also meine Schlafstelle zu dem gewünschten Punkt - etwa drei Zoll über dem Fußboden - und kroch hinein.
Aber ach, infolge dieser Anordnung wurde meine Hängematte zu einem solchen schwungvollen Halbkreis, daß mein Kopf und meine Füße zwar auf gleicher Höhe lagen, mein Kreuz aber im Bodenlosen hing. Ich hatte ein Gefühl, als würde ein riesiger Bogenschütze mich wie einen Bogen spannen.
Es blieb
aber noch eine
andere Möglichkeit.
Mit aller Macht
hißte ich meine
Hängematte
so hoch, daß
ich sie ganz
über die Zeilen
der Schlafstellen
rings um mich
hinaufzog.
Aber ach, das
war noch schlimmer
als vorher.
Meine unselige
Hängematte
war steif und
flach wie ein
Brett, und
ich lag ausgestreckt
darin und stieß
mit der Nase
gegen die Decke
wie ein Toter
mit der seinigen
gegen seinen
Sargdeckel.
- (weiss)
- Italo Calvino, Kosmokomische Geschichten. Frankfurt am Main 1969 (zuerst
1965)
Hängematte (3) Neger hebt einen zartgliedrigen
chinesischen Jungen hoch und legt ihn behutsam in eine Hängematte. Er schiebt
dem Jungen die Beine bis über den Kopf hoch und setzt sich rittlings auf die
Hängematte. Er drückt dem Jungen seinen Schwanz ins enge Loch. Er schaukelt
die Hängematte sachte hin und her. Der Junge stößt einen merkwürdig schrillen
langgezogenen Schrei aus, qualvoll und wollüstig zugleich. - (
lun
)
Hängematte (4)
"Bei der Erfindung des Gegen-U-Bootes setzt Dalí sein Leben aufs Spiel"
Hängematte (5) Meine Grossmutter väterlicherseits war Afrikanerin. Sie lebt immer noch. Sie ist 109 Jahre alt. Sie wurde an der nigerianischen Küste, in Lagos, geboren und kam nach Brasilien, als sie 18, 19 Jahre alt war.
-Eines Nachts, als ich in einer Hängematte schlief, fühlte ich, wie die Hängematte zu schaukeln begann. Ich wachte auf. Als ich die Augen öffnete, war es hell im Zimmer und vor mir sah ich eine Silhouette, eine Person, einen Indianer.
- Er war voller Federn und hatte eine Lanze in der Hand, Pfeile. Ich erinnere mich nicht genau, denn ich empfand damals ein gros-ses Entsetzen und ich erinnere mich nicht genau an alles. Ich war damals 12, 13 Jahre alt.
-Er streckte einen sehr langen Arm aus und sagte zu mir: Morgen, wenn du hinausgehst, wirst du etwas glitzern sehen. Nimm es! Das wird dir Glück bringen.
- Ich stiess einen Schrei aus und erschreckte die ganze Familie. Ich durfte den Rest der Nacht bei meinen Eltern schlafen. Ich verlor jeden Mut. Ich schlief nie wieder in einer Hängematte.
- Also am Morgen stand ich auf und ging in den Kolonialwarenladen. Ich arbeitete
in einem Kolonialwarenladen. Und ich sah tatsächlich einen glitzernden Stein
.. aber ich sammelte ihn nicht auf und guckte nicht hin, denn ich hatte Angst.
- (xan)
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