ängematte   Achtzehn Zoll für jeden ist alles, was sie dir zugestehn, achtzehn Zoll in der Breite. Darin muß man schaukeln. Furchtbar! Am Galgen geben sie einem mehr Platz.

In warmen Nächten in den Tropen ist die Hängematte wie ein Kochtopf, in dem man schmort und schmort, bis man sich beinahe selbst zischen hört. Vergebens sind alle Kunstgriffe, sich seine Bequemlichkeit zu vergrößern. Selbst wenn man es darauf ankommen läßt, daß sie einen dabei erwischen, wie man seine Schuhe oder andere Gegenstände als Spreizhölzer in die Enden seiner Hängematten schmuggelt. Von nah und fern wird die ganze Reihe und Zeile, zu der man gehört, im Augenblick die Benachteiligung merken und ein Geschrei erheben, bis der Schuldige gefunden ist und er seine Schlafstelle wieder auf die angemessene Breite gebracht hat.

In Rotten und Schwadronen liegen sie alle auf einer Ebene, ihre Hängemattenstroppen gehen kreuz und quer in allen Richtungen und bilden so ein riesiges Feldbett in halber Höhe mitten zwischen der Decke und dem Fußboden, die etwa fünf Fuß voneinander entfernt sind.

In einer ungewöhnlich warmen Nacht während einer Flaute, als es so heiß war, daß nur ein Skelett sich kühl fühlen konnte - infolge des freien Luftzugs durch seine Rippen -, gelang es mir, nachdem ich fast in meinem eigenen Schweiß aufgeweicht war, mich aus meiner Hängematte hinauszuwinden und mich mit dem kleinen Rest meiner Kraft auf das Deck hinabzulassen. Ich will doch mal sehen, sagte ich mir, ob ich in meinem Scharfsinn nicht irgend etwas erfinden kann, womit ich gleichzeitig Platz zum Atmen und zum Schlafen finde. Ich hab's. Ich werde meine Hängematte unter alle die anderen hinablassen, und dann habe ich, wenigstens auf dieser gesonderten und selbständigen Ebene, das ganze Zwischendeck für mich. Ich senkte also meine Schlafstelle zu dem gewünschten Punkt - etwa drei Zoll über dem Fußboden - und kroch hinein.

Aber ach, infolge dieser Anordnung wurde meine Hängematte zu einem solchen schwungvollen Halbkreis, daß mein Kopf und meine Füße zwar auf gleicher Höhe lagen, mein Kreuz aber im Bodenlosen hing. Ich hatte ein Gefühl, als würde ein riesiger Bogenschütze mich wie einen Bogen spannen.

Es blieb aber noch eine andere Möglichkeit. Mit aller Macht hißte ich meine Hängematte so hoch, daß ich sie ganz über die Zeilen der Schlafstellen rings um mich hinaufzog. Aber ach, das war noch schlimmer als vorher. Meine unselige Hängematte war steif und flach wie ein Brett, und ich lag ausgestreckt darin und stieß mit der Nase gegen die Decke wie ein Toter mit der seinigen gegen seinen Sargdeckel.  - (weiss)

Hängematte (2)  Kaum hatte ich verstanden, daß der Raum so und nicht anders beschaffen war, merkte ich, daß es darin einige Senken gab, weich und angenehm, wie Hängematten, in denen ich mich mit Ursula H'x vereint wiederfinden und mit ihr zusammen schaukeln könnte, während wir einander am ganzen Körper bissen. Der Raum war in der Tat so beschaffen, daß die eine Parallele von einer Richtung und die andere von einer anderen Richtung ausging, so daß ich zum Beispiel in eine Höhle voller Windungen stürzte, während Ursula H'x in einen mit dieser Höhle kommunizierenden Gang eingesogen wurde, so daß wir zusammen über einen Algenteppich auf einer Art Unterraum-Insel rollten, wobei wir uns in sämtliche Stellungen und Umkehrungen verwickelten, bis unsere beiden Geraden auf einmal ihren stetigen gleichbleibenden Abstand wiederaufnahmen und eine jede ihre eigene Bahn weiterverfolgte, als ob nichts geschehen wäre. Die Krume des Raumes war porös und von Rissen und Dünen durchzogen. Ich paßte gut auf und konnte sehen, wie die Bahn des Oberleutnants Fenimore tief unten durch einen engen und gewundenen Cañon verlief, ich postierte mich auf einem Überhang und warf mich im rechten Augenblick auf den Oberleutnant, wobei ich danach trachtete, mit meinem ganzen Gewicht seinen Halswirbel zu treffen. - Italo Calvino, Kosmokomische Geschichten. Frankfurt am Main 1969 (zuerst 1965)

Hängematte (3)  Neger hebt einen zartgliedrigen chinesischen Jungen hoch und legt ihn behutsam in eine Hängematte. Er schiebt dem Jungen die Beine bis über den Kopf hoch und setzt sich rittlings auf die Hängematte. Er drückt dem Jungen seinen Schwanz ins enge Loch. Er schaukelt die Hängematte sachte hin und her. Der Junge stößt einen merkwürdig schrillen langgezogenen Schrei aus, qualvoll und wollüstig zugleich.  - (lun)

Hängematte (4)  

"Bei der Erfindung des Gegen-U-Bootes setzt Dalí sein Leben aufs Spiel"

- (dali)

Hängematte (5)  Meine Grossmutter väterlicherseits war Afrikanerin. Sie lebt immer noch. Sie ist 109 Jahre alt. Sie wurde an der nigerianischen Küste, in Lagos, geboren und kam nach Brasilien, als sie 18, 19 Jahre alt war.

-Eines Nachts, als ich in einer Hängematte schlief, fühlte ich, wie die Hängematte zu schaukeln begann. Ich wachte auf. Als ich die Augen öffnete, war es hell im Zimmer und vor mir sah ich eine Silhouette, eine Person, einen Indianer.

- Er war voller Federn und hatte eine Lanze in der Hand, Pfeile. Ich erinnere mich nicht genau, denn ich empfand damals ein gros-ses Entsetzen und ich erinnere mich nicht genau an alles. Ich war damals 12, 13 Jahre alt.

-Er streckte einen sehr langen Arm aus und sagte zu mir: Morgen, wenn du hinausgehst, wirst du etwas glitzern sehen. Nimm es! Das wird dir Glück bringen.

- Ich stiess einen Schrei aus und erschreckte die ganze Familie. Ich durfte den Rest der Nacht bei meinen Eltern schlafen. Ich verlor jeden Mut. Ich schlief nie wieder in einer Hängematte.

- Also am Morgen stand ich auf und ging in den Kolonialwarenladen. Ich arbeitete in einem Kolonialwarenladen. Und ich sah tatsächlich einen glitzernden Stein .. aber ich sammelte ihn nicht auf und guckte nicht hin, denn ich hatte Angst.   - (xan)

 

Ruhe

 

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