ändewaschen  Nimm zu zartem Mehl gestoßene Galläpfel, solches Mehl reibe in eine alte Handzwehle, die sonsten nicht mehr viel wert, jedoch neu gewaschen ist, wohl ein und stäube es wieder ein wenig heraus, daß man desselben nicht daran gewahr werde; nach diesem tue gepulverten blauen Vitriol in das Handfaß und laß ihn in dem Wasser, da man die Hände mit waschet, zergehen, so siehet es dessen ohngeachtet gemeinem Wasser ähnlich.

So nun der Gast mit diesem Wasser die Hände waschet und solche an der Zwehlen abtreuget, so macht er seine Hände, nebst der Handzwehle, kohlschwarz; welches dann bei ihme Verwunderung und Scham über dieser seiner Unfläterei erwecken und denen übrigen Anwesenden genug zu lachen geben wird.  - (zauber)

Händewaschen (2)  „Sie sind in meiner gemütlichen zelle, Kilgoorley", sagte die bleiche mit ihrer warmen, fraulichen stimme, „und ich heiße Sophia, einfach Sophia . . ." Sie hielt die hände in die flammen des kohlenbeckens und begann sie darin zu waschen. Kilgoorley sah das mit schaudern — sie wusch tatsächlich ihre hände im feuer; es waren die überlegten, klaren bewegungen eines menschen, der seine schmutzigen hände in schönem warmen wasser säubert.

Kilgoorley war aufgesprungen und hatte die frau zurückgerissen. „Sind sie wahnsinnig", rief er, „sie verbrennen ja ihre hände!?" Die schöne nonne lachte hell auf. „Reichen sie mir lieber das handtuch — dort, auf dem bett liegt es!" Kilgoorley war nun völlig außer sich, kam aber der aufforderung nach. Die nonne, oder Sophia, wie sie sich nannte, nahm das weiße linnentuch und wischte ihre hände trocken. Kilgoorley sah, daß sie unversehrt waren; keine einzige blase daran, kein geruch nach verbranntem fleisch, nichts!

Kilgoorley verlor an dieser stelle zum zweitenmal die besinnung. - (flag)

Händewaschen (3)Pontius Pilatus, erzählt Roger Callois, hat gute Gründe, sich die Hände zu waschen und Jesus verurteilen zu lassen. Sein politischer Berater empfiehlt es ihm, weil er sonst Unruhen in Judäa befürchtet. Judas betet, auf daß Gottes Pläne in Erfüllung gehen mögen. Und auch Marmuk, der chaldäische Prophet, ist derselben Meinung und sieht eine lange Reihe von Ereignissen voraus, die auf den Tod des Messias folgen werden, Ereignisse, die schon eingetreten sind, da er sie sieht und er ja ein Prophet ist.

Allen diesen Argumenten kann Pilatus nur seine Ehrenhaftigkeit und seine Gerechtigkeitsliebe entgegensetzen. Nach einer schlaflosen Nacht trifft er seine Entscheidung und läßt Jesus frei. Der wird von seinen Jüngern mit Freude empfangen. Er lebt weiter, lehrt und stirbt in hohem Alter. Er gilt als großer heiliger Mann, und zu seinem Grab kommen ein, zwei Jahrhunderte hindurch die Pilger. Dann ist er vergessen.

Und die Weltgeschichte nimmt natürlich einen ganz anderen Verlauf.

Dieses Buch hat meine Phantasie lange beschäftigt. Ich weiß genau, was man mir über den historischen Determinismus oder über Gottes allmächtigen Willen sagen kann, die Pilatus veranlaßt haben, sich die Hände zu waschen. Er hätte sie sich aber auch nicht zu waschen brauchen. Wenn er Becken und Wasser zurückgewiesen hätte, hätte er den Lauf der Welt grundlegend geändert.

Der Zufall hat es gewollt, daß er sich die Hände wusch. Wie Caillois sehe ich in dieser Geste überhaupt keine Notwendigkeit.  -  Luis Buñuel, Mein letzter Seufzer. Berlin, Wien, Frankfurt am Main 1985

Hand
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