Grütze  Sie war guten Mutes, gab ihm als Wegzehrung Pfannkuchen mit, in die sie ein schlimmes Pulver gemischt hatte, und entließ ihn. Böse Frauen sind ja aller Ränke voll. Denn:

Unwahrhaftigkeit, Voreiligkeit, Betrug, Dummheit, alles Maß übersteigende Habsucht, Unreinlichkeit und Unbarmherzigkeit: das sind die Fehler, welche den Weibern angeboren sind.

Halbwegs zwischen den beiden Städten floß der Fluß Tschintschinl. Als Sura an diesen kam, reinigte er sich an ihm seine Hände, seine Füße und sein Gesicht und machte sich daran, seinen Mundvorrat zu verzehren. Das Pulver in den Pfannkuchen aber bewirkte, daß er zu einem Hunde ward und zu Tschatura zurückkehren mußte. Diese band ihn mit festen Stricken und prügelte ihn lange Zeit. Schrecklich war des Hundes Aussehen. Endlich erlöste ihn die Unholdin, und da er von hundert Wunden bedeckt war, verband sie ihn mit Lappen. Ganz allmählich gesundete er.

Als ein Monat vergangen war, sagte er wieder: »Ich will Sundari besuchen; mach mir die Wegzehrung zurecht!« Da gab sie ihm Grütze mit auf den Weg. Er kam wieder an den Fluß; doch als er sich gesetzt hatte, um zu essen, kam ein bezopfter Bharataka. Der hatte zweimal 24 Stunden gefastet und bat ihn um Speise. Sura gab sie ihm. Als der Mönch sie aber verzehrt hatte, verwandelte er sich in einen Esel, und der Bharata-Esel lief nach Tschaturäs Hause, wie es vorher Sura getan hatte. Sura aber ging hinter ihm drein; denn er wollte doch mit ansehen, was seine liebe Frau unweigerlich tun würde. Das Weib fesselte den Esel mit Stricken und folterte ihn mit Peitschenhieben. Der Esel schrie gewaltig im Banne des Entsetzens und krümmte sich, ganz gebrochen von den übermäßigen Schlägen. Bei jedem Hieb aber rief sie scheltend: »Willst du noch Sundari besuchen, he?« Als sie dann merkte, daß der Esel dem Tode nahe war, erlöste sie ihn und erblickte - den Asketenfürsten. Er war ganz gebeugt von der Last, die ihm die Menge seiner Zöpfe verursachte, geschmückt mit einer großen Trommel und mit einer Handtrommel, hatte Augen, vor denen man sich entsetzen konnte, so sehr waren sie mit Asche »verziert«, und trug ein Messer. Seine ganze Bekleidung aber bestand in einem schmalen Zeugstreifen, der seine Blöße bedeckte.

Wie vom Blitz getroffen fiel ihm Tschatura zu Füßen; denn sie hatte große Angst. Der Bezopfte sagte zu ihr: »Was du getan hast, gute Frau, ist ganz nach dem Sprichwort abgelaufen: ›Wer Grütze ißt, muß Schmach leiden.‹<« - Indische Märchen. Hg. und Übs. Johannes Hertel. München 1953 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

 

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