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»Was bringen Sie mir da?« wird er Sie fragen. »Das sind wohl Frösche?«
Sie machen eine zustimmende Bewegung mit dem Kopf. »In der Tat, Exzellenz«,
können Sie ihm antworten. »Ein Paar Frösche, die auf den Besitzungen meines
Herrn gefangen wurden. Die besten, die ich finden konnte. Mein Herr würde sich
sehr geehrt fühlen, wenn Euer Exzellenz sie annehmen und als einen aufrechten
Beweis der Wertschätzung betrachten würden, die Euer Exzellenz gebührt.« Bei
diesen Worten wird Don Demetrio vor Freude erröten und womöglich versuchen -
um zu zeigen, wie glücklich er ist—, die Amphibien zu streicheln,
die, zwei zitternden Smaragden gleich, auf dem weniger durchsichtigen Grün des
Teppichs glänzen. Es wird ihm nicht gelingen, denn die Frösche werden davonhüpfen.
Es kann sein, daß er Sie dann bittet, sie in eine Vitrine zu sperren, die er
Ihnen zu diesem Zweck bezeichnen wird. Sie gehorchen. Verwahren Sie die Frösche
in der Vitrine, und überreichen Sie diese mit einer erneuten Verbeugung. Don
Demetrio wird die Vitrine an seine Brust drücken und sich wieder auf das Kanapee
legen. »Wie lange, meinen Sie, werden sie es hier drinnen aus-halten können?«
wird er Sie fragen, durch den hypnotischen Anblick der Tierchen fasziniert.
Antworten Sie ihm, was Sie für richtig halten. Zwei, drei, vier, fünf oder vielleicht
sechs Jahre. »So lange?« wird der Herr Graf staunend fragen, am ganzen Körper
bebend. Die Hände werden ihm zittern, beinahe wird ihm die Vitrine zu Boden
fallen. Um diesen Unfall zu verhindern, müssen Sie ihm die Vitrine fortnehmen
und sie wieder auf die Kommode aus Mahagoniholz stellen. »Die Frösche vom Teich
meines Herrn«, antworten Sie ihm, »zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit aus.
Und stürben sie auch vor der normalen Zeit, so würde ihr herrliches Grün sich
doch zur Freude und zum Ergötzen Euer Exzellenz noch einige Jahre halten. Denn
in dieser Eigenschaft wurzelt im wesentlichen der hauptsächliche Vorzug unserer
Amphibien.« Daraufhin wird Don Demetrio entzückter
sein denn je. Endlich wird er die Erhabenheit meines Geschenks zu würdigen wissen.
Ein Grün, das den Tod überlebt.
- (
marq
)
Grün (2) Selten im einzelnen, gewissermaßen verborgen,
dominieren das Grün, die Grüns, deren Heimat das Kupfer
ist, ohne daß ihre Festungen deutlich zu unterscheiden, ihre Einflußzonen abzugrenzen
wären. Unauffällig aus Gründen der Mannigfaltigkeit. Alle sind miteinander verschworen,
und doch hebt jedes sein Anderssein hervor: hier das glänzende, fast schwarze
Grün von Moosen nach dem Regen; dort das von Karbonaten, von Sulfiten angegriffene
Samtgrün vergrabener Münzen; häufig trübe Blaus, die ins Grün hinüberspielen,
die der Türkise, der Aquamarine und andrer blauer Steine ohne genauen Farbwert;
im Grenzfall das zittrige, zögernde Grün sehr junger Mandeln, deren Flaum noch
silbrig ist. -
(
cail
)
Grün (3)
GRÜN (4) verlangt nichts, ruft
nirgends hin, ist selbstzufrieden, neschränkt, gleicht der Bourgeoisie. Zum
Gelb hin wird es lebendig, jugendlich und freudig, zum
Blau hin wird es nachdenklich.- Wassily Kandinsky, nach: Walter Hess (Hg.), Dokumente
zum Verständnis der modernen Malerei. Reinbek bei Hamburg 1964 (rde 19)
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