roßmutter, kosmologische  Apokalyptische Ansichten wie die, daß keine der vorhandenen Theorien funktioniere oder daß das Licht kein verläßlicher Indikator für irgendwelche Phänomene im Universum sei, wurden laut ausgesprochen. Auch Vera Rubin kam zu der Konferenz, sie sah ziemlich niedergeschlagen aus. »Warum sollte Helligkeit«, fragte sie, »eine Vorbedingung für das Vorhandensein von Materie sein? Niemand hat jemals behauptet, daß alle Materie strahlt. Wir haben das nur angenommen. Ich frage mich, ob da nicht etwas Seltsames vor sich geht, und wir sind einfach zu blöd, um es zu merken.«

»Zu blöd« - das war typisch Rubin. Sie spricht wie eine Großmutter, nicht wie eine Physikerin. Sie berichtete auf der Konferenz über ihre Arbeit mit der Galaxie NGC 3067. Das Licht der hinter der Galaxie liegenden Quasare konnte dazu benutzt werden, die Bewegungen der Gase im Halo der Galaxie in einem Bereich weit außerhalb der äußersten Sterne zu verfolgen. Laut Rubin bestand NGC 3067 zu fünfundneunzig Prozent aus dunkler Materie.

Am nächsten Morgen frühstückten wir zusammen, und ich fragte sie, warum sich der sichtbare Teil der Galaxien überhaupt gebildet habe, wenn er so unbedeutend sei. »Gute Frage«, sagte sie kauend. Dann erklärte sie, die Daten von NGC 3067 ließen vermuten, daß die dunklen Halos und die fehlende Masse aus Gas bestünden. Ich wandte ein, soviel Gas würde die Grenzen überschreiten, die durch die Kernsynthese für die Menge normaler Materie im Universum gesetzt seien. Sie antwortete kurz angebunden: »Wenn wir die Halos finden, dann wird sich die Theorie schon ändern.« Damit meinte sie, die Theoretiker würden schon einen Weg finden, um die Existenz einer beliebig großen Menge normaler Materie zu rechtfertigen.

»Wir wissen sehr wenig über das Universum«, fuhr sie fort. »Ich persönlich glaube nicht, daß es einheitlich und überall gleich ist. Das ist, wie wenn man sagt, die Erde sei flach.«  - Dennis Overbye, Das Echo des Urknalls. München 1993