Größenwahn  Mein Grössenwahn zeichnet sich durch die totale Abwesenheit von Wichtigtuerei aus. Er ist so definitiv und imperativ, dass alles erklärende Aufbaugetue, alles Überzeugen wollen, das Weismachenwollen schon lange abgehakt ist oder überhaupt diesem Zustand nie vorausging. (Und vielleicht ist das das Kriterium des Wahns.]    - (jan)

Größenwahn (2)

Größenwahn (3)  Kaum hatte er an die Legende gedacht und sich im Geist jene dunkle Erscheinung zurückgerufen, die er auf dem Roggenfelde erblickt, als hinter einer Fichte lautlos und ohne das geringste Geräusch ein Mensch von mittlerem Wuchs auftauchte, mit unbedecktem grauem Haupt, ganz in Schwarz und barfuß, einem Bettler ähnlich, und mit einem Antlitz, von dessen tödlicher Blässe sich scharf die schwarzen Augenbrauen abhoben. Ohne zu sprechen, aber mit einem freundlichen Nicken glitt dieser Bettler oder Wanderer zur Bank hin und setzte sich, und Kowrin erkannte in ihm den schwarzen Mönch. Eine Minute lang musterte einer den andern - Kowrin verblüfft, der Mönch zärtlich und ab und zu fast verschmitzt, mit einem ganz schlauen Ausdruck.

»Aber du bist doch ein Phantom«, begann Kowrin. »Wie ist es denkbar, daß du hier weilst und an eben dieser Stelle sitzt? Das verträgt sich nicht mit der Legende.«

»Das ist ganz einerlei«, erwiderte der Mönch mit verhaltener leiser Stimme und wendete ihm sein Gesicht zu.

»Die Legende, die Luftspiegelung und ich - alles das ist nur eine Ausgeburt deiner eigenen überreizten Phantasie. Ich - bin eine Vision

»Soll das heißen, daß du nicht existierst?« fragte Kowrin.

»Denke darüber, wie du willst«, sagte der Mönch und lächelte dünn. »Ich existiere in deiner Phantasie, und deine Phantasie ist ein Teil der Natur, also existiere ich in der Natur.«

»Du hast ein sehr altes, kluges und im höchsten Grade beredtes Gesicht, so, als ob du wirklich mehr denn tausend Jahre gelebt hättest«, sprach Kowrin. »Ich wußte nicht, daß meine Phantasie die Fähigkeit besitzt, solche Phänomene zu schaffen. Doch warum betrachtest du mich mit solcher Begeisterung? Gefalle ich dir?«

»Ja. Du bist einer der wenigen, die man mit Berechtigung die Auserwählten Gottes heißt. Du dienst der ewigen Wahrheit. Deine Gedanken und Pläne, dein ungewöhnliches Wissen und dein ganzes Leben, alles trägt diesen göttlichen, himmlischen Stempel, weil es dem Vernünftigen und dem Schönen geweiht ist, das heißt dem, was in Ewigkeit besteht.«  - Anton Tschechow, Der schwarze Mönch. Nach (tsch)

 

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