robheit  Grobheit und Prügel sind Cardiaca - probat gegen Nervenschwäche und unerschöpfliche Quellen des Lächerlichen.   - Novalis, Fragmente und Studien 1799/1800

Grobheit ⁽²⁾  [B.] Weißt du wohl, daß die Natur uns schon begeistert, wir sind da unvermerckt in die Natur hinemgerathen. Du gehörst zu den Realisten, oder auf deutsch - du bist ein grober Kerl.

[A.] Du hast ein wahres Wort gesprochen - ein Wort der Weihe über mich. Ich habe große Anlagen ein Priester der Natur zu werden.

[B.] Meynst du weil wir dich einen Bauchpfaffen nennen und die Natur eigentlich nichts als ein großer Bauch ist.

[A.] Auch wahr - aber die wahre Anlage besteht in der Grobheit.
Denn sieh die Natur ist ganz ungeheuer grob - und wer sie rechtkennen lernen will, der muß sie grob anfassen - Auf einen groben Klotz - Gehört ein grober Keil. Dies Sprüchwort ist für die Naturlehre gemacht, denn sie soll ja hier durch den Verstand gespalten werden. Da müssen unsre Vorfahren rechte Meisterkenner der Natur gewesen seyn, denn nur in Deutschland ist die eigentliche Grobheit entdeckt und cukivirt worden.

[B.] Sie paßte recht für unsern Boden - drum sieht es auch jezt recht kahl bey uns aus, da man diese Nationalpflanze vernachlässigt und recht heillos mit diesem Reichthum umgegangen ist. Nur beym gemeinen Mann gedeiht sie noch und darum ist auch dem die Natur noch grün. Den Vornehmen hat sie längst den Rücken gekehrt und wird ewig den feinen Leuten bereitwillig genug zeigen, wo sie sizt.

[A.] Die Definition der Natur hab ich nun als Resultat unsers Gesprächs - Sie ist der Inbegriff aller Grobheit.

[B.] Daraus lassen sich alle Naturgesetze ableiten - daß sie unaufhörlich grob ist, ohne abzusetzen und immer gröber wird - und keine Grobheit die Gröbste ist, lex continuitatis.

[A.] Daß sie gern gerade zu geht und nicht viel Umstände macht, lex Parsimoniae.

[B.] Ja und noch eine Menge unbekannter Gesetze entwickeln sich aus diesem fruchtbaren Begriffe. - Novalis, Dialogen