reifer   Der Greifer. Statt Hände hat er Haken, statt zu verzweifeln wurde er der Welt bester Detektiv.

J. J. Armes verdient zehntausend Dollar täglich und schießt aus dem Arm. Er ist der Reichste, weil er der Teuerste ist. Für weniger als zehntausend Dollar pro Tag tut er nichts. Meistens bekommt er mehr, wenn er im Auftrag von in- und auslän-dischen Regierungen und Konzernen oder für Liz Taylor, Richard Widmark oder für Magnaten wie seinerzeit Paul Getty arbeitet. Er ist der Erfolgreichste, weil es ungeklärte Fälle bei ihm bisher nicht gibt. Wenn der Erfolg auch seinen Preis hat. nicht nur für seine Klienten.

J. J. Armes mußte elf  Mordanschläge überstehen, zweimal konnte er schwerverletzt dem Tod nur knapp entrinnen. Und er ist der Größte. Aus El Paso, US-Bundesstaat New Mexico, dirigiert er ein weltweites Netz von Detekteien mit festangestellten und ungezählten Informanten und freien Mitarbeitern.

Seit ihm im Alter von achtzehn jahren bei einer Feuerwerkskörperexplosion beide Hände 12 cm über dem Handgelenk abgerissen wurden, lebt J. J. Armes mit seinen Haken. Haken aus Stahl. Verchromt. Er bewegt sie, über Drahtzüge, durch Anspannen seiner Rückenmuskeln, und ihre Konstruktion erlaubt es ihm, Revolver oder Maschinengewehr so sicher zu handhaben, wie er formvollendet speist und trinkt. Wenn er will, kann er sie auswechseln.

Außer dem aus zwei hufeisenförmig gekrümmten und einem zusätzlichen Klemmhaken für Kleinstgerät wie zum Beispiel Kugelschreiber bestehenden Universaleinsatz besitzt J. J. Armes eine komplette Sammlung von Spezialhaken für alle Zwecke. Der besondere Clou der Prothese: die in sie eingebaute einschüssige Pistole. die es auf der ganzen Welt kein zweites Mal gibt. Ein leichtes Zucken eines speziell trainierten geheimen Muskels genügt: J. J. Armes ist immer schußbereit.

Seine im Kolonialstil erbaute Zwanzig-Zimmer-Villa in El Paso und sein Garten, als Privatzoo mit afrikanischen Wildtieren angelegt, sind gesichert wie Fort Knox. Der vier Meter hohe Eisenzaun steht unter Starkstrom, Kameras beobachten Tag und Nacht jeden Winkel des weitläufigen Anwesens und den Landeplatz für einen stets startbereiten Hubschrauber, den J. J. Armes selber fliegt. Seine Autos, schwere Cadillacs und schnelle Sportwagen, sind kugelsicher und mit auf Knopfdruck auswechselbaren Nummernschildern, Vernebelungs- und Krähenfußauswurfanlagen, automatischen Maschinenwaffen, internationalen Selbstwähltelefonen und Fernsehkameras mit sonderangefertigten Objektiven sowie Befehlsständen mit Farbmonitoren ausgerüstet, die selbst bei Verfolgungsfahrten im Höchsttempo jedes Manöver sowie in einer Extra-Großaufnahme die polizeilichen Kennzeichen aller feindlichen Fahrzeuge wiedergeben. Betreut werden diese Wunderwerke der Technik von seinem Chauffeur und Leibwächter, einem ehemaligen Angehörigen der US Special Forces.

Der siebenunddreißigjährige J. J. Armes ist mit einer Chinesin verheiratet und hat drei Kinder. Jay jr., sieben Jahre alt, übt täglich mit dem Vater in der mit Sauna und modernsten Fitnessgeräten ausgestatteten Gymnastikhalle der Villa Karate, die Kunst des Kampfes mit leeren Händen. J. J. Armes ist Träger des schwarzen Gürtels. Auf seinem Schießstand probt er jeden Morgen seine Treffsicherheit mit sämtlichen auf dem Weltmarkt auftauchenden Handfeuerwaffen. Sein Waffenarsenal ist gigantisch und enthält auch zahllose Schießeisen, die J. J. Armes seinen Gegnern, meist geübten Killern, abgenommen hat.

Aber auch dieser Supermann hat eine Schwäche. In seinem Ankleidezimmer hängen auf einem drehbaren Kleiderständer, wie ihn sonst nur Großreinigungen haben, vierhundertsiebzig Maßanzüge. Und es fehlt auch nicht am passenden Zubehör: hundertfünfzig Paar Schuhe, dreihundert Hemden. - (net)

Greifer (2) Der Russe kam näher. Sie konnten seine Augen sehen: zwei blaue Steine. Sein Mund war ein wenig geöffnet. Er hätte eine Rasur vertragen können; sein Kinn war stoppelig. Auf einer seiner knochigen Wangen klebte ein viereckiges Heftpflaster, an dessen Rand sich etwas Blaues zeigte. Ein pilzartiger Fleck. Sein Mantel war schmutzig und zerrissen. Ein Handschuh fehlte. Wenn er rannte, hüpfte der Geigerzähler an seinem Gürtel auf und ab und prallte gegen ihn.

Leone berührte Erics Arm. »Da kommt einer.«

Etwas Kleines, Metallisches näherte sich über den Boden und blitzte im trüben Licht der Mittagssonne auf. Eine Metallkugel. Sie raste den Hügel hinauf hinter dem Russen her, ihre Laufflächen ließen Funken stieben. Sie war klein, eine der Babykugeln. Ihre Greifer waren ausgefahren, zwei vorspringende Rasiermesser, die so schnell rotierten, daß der weiße Stahl vor den Augen verschwamm. Der Russe hörte sie. Augenblicklich drehte er sich um und schoß. Die Metallkugel löste sich in Einzelteile auf. Doch schon war eine zweite aufgetaucht und folgte der ersten. Der Russe schoß noch einmal.

Eine dritte Metallkugel schwirrte klickend und surrend am Bein des Russen hinauf. Sie sprang auf die Schulter. Die rotierenden Messer verschwanden in seiner Kehle. - Philip K. Dick, Variante zwei. Aus: P.K.D., Variante zwei. Sämtliche Erzählungen Band 3. Zürich 1995

Greifer (3)

 Greifzange

Römisches Kastrationswerkzeug aus dem 2. oder 3. Jahrhundert n. Chr. Es wurde in der Themse bei London gefunden und ist aus Bronze. Die beiden gezackten Arme, die ursprünglich durch Schraube und Mutter zusammengehalten wurden, formen an der Spitze einen ovalen Ring. Bei der Operation wurde der Penis durch den Ring in sicherer Entfernung gehatten, während die Zähne die Haut ergriffen, mit denen das Skrotum am Körper festgewachsen ist. Dann wurde diese Haut mit einem scharfen Operationsmesser durchtrennt.  - (erf)

Greifer (4)

"Abbraccio"

- Francesco Clemente

Greifer (5)

Detektiv Polizist Greifen
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