rauen  Dem Urmenschen war es steter, unsichtbarer Begleiter auf seinen Wanderungen durch die Unermeßlichkeit öder Steppen. Es erschien ihm in der Nacht, in Donner und Blitz und warf ihn mit würgendem Griff in die Knie, ihn, unseren Ahnen, der, seinen armseligen Kieselstein in der Faust, allen Mächten der Erde gegenüberstand. Und doch hob gerade dieser Augenblick seiner größten Schwäche ihn über das Tier hinaus. Denn das Tier kann wohl Schreck empfinden, wenn plötzlich eine Gefahr es anspringt, es kann Angst empfinden, wenn es verfolgt und in die Enge getrieben wird, doch das Grauen ist ihm fremd. Es ist das erste Wetterleuchten der Vernunft.

Auch der Wollust, dem Rausche des Blutes und der Lust des Spieles ist es nahe verwandt. Lauschten wir nicht alle als Kinder lange Winterabende unheimlichen Geschichten? Da bebten alle Fibern, man hätte sich in eine sichere Höhle verkriechen mögen und konnte doch nicht genug bekommen. Das war, als ob man, in Schilf und Schlamm verirrt, auf ein Nest gefleckter Schlangen gestoßen wäre und könnte nicht fliehen aus Lust, das scheußliche Geringel zu betrachten.? - Ernst Jünger, Der Kampf als inneres Erlebnis (1926)

Grauen (2) Man sagt: Ich werde den Toten wiedersehen. Dazu muß natürlich eine umständliche Version von seinem Wiederkommen gebildet werden. Die Menschen haben im Lauf des Daseins in einer ganzen Reihe von Symbiosen gelebt. Welche von diesen - eine Mutter, die erste, zweite, dritte Frau - wird der Auferstandene weiterleben wollen? Und - alle gleichzeitig oder geheimnisvoll nacheinander? An verborgenen Orten? Außerdem, am jüngsten Tag, wenn sich alle erheben, muß es ein unvorstellbares Grauen geben.  - Ernst Fuhrmann, Der Sinn des Todes. Nach (fuhr)
 
 

Angst

 

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