ourmandise Ich habe die Dictionnaire gewälzt wegen des Wortes »Gourmandise«. Ich bin nicht zufrieden mit meinen Befunden. Das ist eine ewige Konfusion von Feinschmeckerei, Gefräßigkeit und Gier. Ich schloß, daß die Lexikographen, im übrigen höchst achtbare Leute, doch nicht zu jenen liebenswerten Gelehrten gehören, die einen klassisch gebratenen Rebhuhnflügel mit Grazie (den kleinen Finger hochgestreckt) bei einem Glas Chateau Lafitte verschwinden lassen.

Denn sie vergaßen, ja, vergaßen absolut jene gesellschaftliche Gourmandise, die athenische Eleganz, römischen Luxus und gallische Delikatesse vereinigt; die klug zu disponieren, weise zu exekutieren, energisch zu probieren und tief zujudizieren weiß: kostbare Qualitäten, wert, zum Rang einer Tugend erhoben zu sein — zumindest aber und ganz gewiß die Quelle unserer reinsten Genüsse.

Sehen wir uns ins Gesicht: definieren wir. Feinschmeckerei ist eine leidenschaftliche, wohlüberlegte, Gewohnheit gewordene Schwäche für alle Dinge, die dem Gaumen schmeicheln.

Feinschmeckerei ist Feindin aller Exzesse; wer sich betrinkt oder überißt, läuft Gefahr, gestrichen zu werden.

Feinschmeckerei schließt auch die Näscherei in sich ein, dieselbe Schwäche für leichte, delikate, zarte Dinge an Konfitüren, Bäckereien usw. Näscherei ist eine Modifikation, eingeführt zugunsten der Frauen und der effeminierten Männer.

Feinschmeckerei, von jeder Seite betrachtet, verdient nur Lob und Ermunterung.

Physisch betrachtet ist sie Beweis und Resultat eines gesunden und eines klassischen Zustandes der Ernährungsorgane.

Moralisch betrachtet bedeutet sie die unbedingte Hingabe an die Gebote Gottes, der, seit er uns essen hieß, um zu leben, uns einlädt durch den Appetit, durch den Geschmack erhält, durch das Vergnügen belohnt. - (bri)

Fresser Esslust
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