ottesmutter Überall,
wo Haeusser auf seinen Reisen hinkam, machte
er Jagd auf willfährige Frauen, die er mit seinen »Bordellpraktiken« (Leibold)
beglücken konnte. Dabei zerstörte er so manche Ehe und Familie, was er damit
rechtfertigte, daß alle fleischlichen oder legalen Bindungen vor ihm, dem Geist,
keine Bindekraft mehr besäßen. Allmählich entstand so ein regelrechter
»Groß-Okkult-Weiber-Harem im ganzen Reich« (Leibold). Aber es war nicht nur
seine sexuelle Kraftmeierei, die die die Frauen in seinen Bann schlug. Vielmehr
verstand es Haeusser, seine Sexualpraktiken aufs engste mit seiner Christus-Rolle
zu verquicken. Er beanspruchte das Recht, den neuen Menschen, den
Erlöser zu zeugen. So manche der Frauen träumte daher
davon, Gottesmutter zu werden. - Ulrich Linse, Barfüßige Propheten. Berlin
1983
Gottesmutter (2) Drei Jahre und sechs Monate war seine Mutter guter Hoffnung. Da träumte ihr bei Nacht, daß ein Taoist zu ihr ins Zimmer kam. Erzürnt wies sie ihn hinaus. Er aber sprach: „Schnell empfange den göttlichen Sohn!" Damit tat er eine leuchtende Perle in ihren Leib. Die Frau erschrak darüber so sehr, daß sie erwachte. Sie gebar nun eine Kugel aus Fleisch, die sich kreisend drehte wie ein Rad, und das ganze Zimmer erfüllte sich mit seltsamen Düften und rotem Licht.
Li Dsing erschrak sehr und hielt es für einen Spuk.
Er schlug mit seinem Schwert die Kugel entzwei, da sprang
ein kleiner Knabe daraus hervor, der leuchtete am ganzen Leib in rotem Glanz.
Sein Gesicht aber war zart und weiß wie Schnee. Am rechten Arm trug er einen
goldenen Reif, und um die Hüften hatte er ein Stück rote Seide gewunden, dessen
gleißender Schein die Augen blendete. Als Li Dsing das Kind sah, erbarmte er
sich seiner und tötete es nicht. - (
chm
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