ottesmaschine Im Vergleich zu vielen hochmodernen Bewußtseinslaboratorien wirkt Persingers Forschungsstätte eher wie ein Hobbykeller. Die technische Ausrüstung seines «Behavioural Neuroscience Laboratory» besteht aus einigen veralteten Computern, Verstärkern und einem EEG. Ihre Kabel führen in eine kleine, schallisolierte Kammer, deren Einrichtung vom Sperrmüll stammen könnte: Umgeben von alten Teppichen und Kissen thront ein abgewetzter Polstersessel, auf einem Tisch liegen Kabel, Klebeband und Kleenextücher griffbereit.
Hier also finden die bewußtseinserweiternden Versuche statt. Mit dunklen Brillengläsern vor den Augen, licht- und schallisoliert, nimmt der Proband auf dem Sessel Platz und bekommt einen umgebauten Motorradhelm aufgesetzt. «Innen sind an jeder Seite des Helms vier Magnetspulen angebracht», erläutert Persinger, « und darüber spielen wir sehr schwache Magnetfelder ein, die etwa ein Mikrotesla betragen.» Diese elektromagnetischen Signale entsprächen in ihrer Intensität etwa einem Zwanzigstel des Erdmagnetfeldes, wirkten allerdings wesentlich gezielter auf das Denkorgan ein. «Wir können dabei das Gehirn als seinen eigenen Verstärker benutzen und die Muster der Hirnströme in das Organ zurückspielen, die wir zuvor mit dem EEG aufgezeichnet haben», erklärt der Hirnforscher eifrig, «wir können aber auch andere Signale einspielen, die wir am Computer künstlich erzeugen.»
Dr. Persinger mit dem Helm
So weit die Technik. Die damit erzielten Wirkungen seien in der Tat höchst
bemerkenswert: Manche Versuchspersonen hätten das Gefühl, ihr Körper vibriere
oder fange gar an zu schweben, bei anderen tauchten höchst lebendige Erinnerungen
aus der Kindheit auf, und nicht wenige glaubten unter dem Motorradhelm, eine
eigentümliche «Präsenz» wahrzunehmen, so als sei
plötzlich noch jemand in der Kammer. «Sie sagen zum Beispiel, daß sie ihren
Schutzengel gespürt haben oder Gott
oder so etwas Ähnliches», erklärt Persinger, als sei dies das Normalste der
Welt. Manche Versuchspersonen empfänden das zwar als «ziemlich heftige Erfahrung»,
aber viele wollten es gern noch einmal erleben. «Wenn die Leute aus unserer
Kammer kommen, fühlen sie sich im allgemeinen sehr gut. Meist sind sie nur etwas
durcheinander.» Und wie steht es mit negativen Erfahrungen? «O ja, das kommt
vor», meint Persinger gelassen. Daß jemand jedoch meine, dem Teufel zu begegnen,
geschehe höchst selten. «Wissen Sie, das sind Extremfälle, wir sind jedoch mehr
am allgemeinen Durchschnitt interessiert», erklärt er betont sachlich. Überdies
habe er die Erfahrung gemacht, daß die Leute selbst ein negatives Gefühl noch
einmal erfahren wollten. «Das scheint bizarr, aber denken Sie daran, daß Leute
auch in Horrorshows und ähnliches gehen, um sich zu stimulieren.» - (kopf)
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