öttersohne Göttersöhne (hebr. bene elohim, was sowohl mit „Söhne der Götter" als auch mit „Söhne Gottes" übersetzt werden kann). Offenbar sind damit zum göttlichen Bereich gehörende Wesen gemeint, weil der Ausdruck „Söhne" im Hebräischen neben den unmittelbaren Nachkommen sehr oft auch einfach die Zugehörigkeit zu einem Volk oder zu einer besonderen Gruppe meint, so etwa „Söhne Israels" für die Israeliten oder „Söhne der Propheten" für die Mitglieder einer Prophetengemeinschaft. Viel spricht deshalb dafür, daß der biblische Erzähler bei den Göttersöhnen an Lokaigötter und die Götter der anderen Völker dachte, die zwar neben dem Herrn (Jahwe), dem alleinigen Gott Israels, nicht verehrt werden durften, deren Existenz als solche jedoch im frühen Israel noch nicht ausdrücklich in Frage gestellt wurde. So spricht der Psalm 82 sogar von einer Götterversammlung, in der Gott Gericht über die Götter hält, die nicht gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung einschreiten.
Zu Anfang des Buches Hiob wird von Satan gesagt, er sei als einer der „Götter-/Gottessöhne" am himmlischen Hof aufgetaucht. Ahnlich unbefangen erzählt das Buch Genesis
in seiner Urgeschichte der Menschheit, daß „die Götter-/Gottessöhne
sahen, wie schön die Menschentöchter waren, und sich von ihnen Frauen
nahmen, wie es ihnen gefiel", woraus dann die Riesen und Helden der
Vorzeit entstanden..
Einer späteren theologisch feinfühligeren Zeit bereitete
der Ausdruck „Göttersöhne" wegen seiner offensichtlich polytheistischen
Anklänge dann allerdings Verlegenheit. In einigen Handschriften der
Septuaginta, der ersten Übertragung der hebräischen Bibel ins
Griechische (um 250 v. Chr.), findet sich deshalb die Übersetzung „Engel
Gottes", eine Korrektur, die von jüdischen und frühchristlichen
Bibelauslegern häufig übernommen wurde. Schon sehr früh gab es
allerdings auch noch eine andere Auslegung der Bibelstelle. Sie sah in
den „Göttersöhnen" die guten Menschen aus der Abstammungslinie des
dritten Adamsohnes Seth und in den „Menschentöchtern" schlechte, vom
Brudermörder Kain abstammende Frauen, obwohl von deren Schuld nichts im
Text steht. Diese misogyne Interpretation machte sich auch Milton
in seinem ,Verlorenen Paradies' zu eigen, der ausdrücklich anmerkt, daß
auch hier „des Menschen Elend .,. vom Weibe kommt". - (eng)
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