nostikerin, infame »Es gibt doch auch den Kerker der Komplikationen«, schlug Santamaria vor. »Wir können doch einfach sagen, daß das eine neue kleine Vereinfachung ist, nicht?«

Er sah das Zimmer Nr. 12 des Motels »Die Pappeln« so vereinfacht vor sich, daß es im Stil einer Gefängniszelle nahekam. »Und dann ist die Stunde um, und man geht wieder ganz brav in die Zelle zurück.«

»Nein, das ist zu bequem«, sagte Signora Guidi und spielte mit seinem Reißverschluß. »Und vor allem denke ich nicht, daß das, was ich tue, nicht zählt, keine Bedeutung, nicht den geringsten Sinn hat...« »Außerdem ist da noch unser Freund Karpokrates ...« sagte der Kommissar und spielte mit seiner Gürtelschnalle. »Er legt dar, daß man bestimmte Dinge absichtlich tun soll. Wenn einer mit Absicht sündigt, hat alles wieder einen Sinn; das Wichtigste ist...«

»Aber ich bin doch keine Gnostikerin, ich bin doch nicht infam!« ereiferte sich Signora Guidi und spielte mit einem Strumpfband. »Ich bin der Ansicht, daß die alte Lehre, die alten Verbote, das alte contra sextum...«

Sie hatte jetzt nichts mehr an und kroch als erste unter die klammen Bettücher des Zimmers Nr. 12.

»Kurz und gut«, sagte sie mit einem Schauder, »der alte Gott ist mit all seinen Fehlern ...«     - Fruttero & Lucentini, Wie weit ist die Nacht. München 1989