Glosse   Eine der Gattungen, die ich am meisten schätzte, waren die Romanzen vom liederlichen Leben, unterteilt in zwei Gruppen, die Romanzen von Hurerei und die von Narren- und Vagabundenstreichen. Von den ersteren begeisterten mich am meisten die »Zehnzeiler« des Volksbarden Leandro Gomes de Barros, Glossen über das Motto:
 

Welches ist die enge Gasse,
Die man nicht zu dritt betritt?
Einer geht hinein, zwei warten,
Helfen bei der Arbeit mit.

Die Glossen lauteten folgendermaßen:

Bruder Bedegueba sagt
Zu dem Bruder Manzepó:
Eine Gasse kenn' ich, wo
Das Quartier mir sehr behagt.
Diese Gasse stimmt mich froh;
Gern gab' ich mein Ordenskleid,
War' sie zum Besuch bereit,
Denn es scheint mir an der Zeit,
Daß ich endlich bald erfasse,
Welches ist die enge Gasse.

Jüngst las ich in alten Briefen,
Daß sie unterm Berg versteckt,
Den ein frischer Quell beleckt.
Ihre Breite muß ich prüfen,
Ihre vielgerühmten Tiefen —
Prüfen darf man nicht zu dritt;
Darum darf kein andrer mit:
Nur der Vordermann dringt ein
In der Gasse stillen Hain,
Den man nicht zu dritt betritt.

Und ein Pater gab Bericht,
Daß er einmal jagen ging
Und sich hier im Wald verfing,
Sah ein Tier und schoß es nicht.
Drinnen eine Stimme spricht:
»Pater, sagt mir, wer Ihr seid!
Bin zum Einlaß stets bereit,
Wenn Ihr keine Antwort scheut!«
Von den drein, die draußen warten,
Einer geht hinein, zwei warten.

Und ein Mönch mit glatter Haut
Hat mir folgendes vertraut:
»Auch ich selbst, Gott soll mich strafen,
Hab' auf diesem Berg geschlafen!
Oft komm ich zu diesem Hafen,
Und zwei andre halten Schritt:
Drinnen kann man sie nicht leiden,
Weil sie schlaff und zu bescheiden,
Deshalb dring' ich ein, die beiden
Helfen bei der Arbeit mit.

  - (stein)

 

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