Glaubenszweifel    Pécuchet wußte schließlich nicht einmal mehr, was er von Jesus denken sollte. Drei der Evangelien machen einen Menschen aus ihm. An einer Stelle des Johannes-Evangeliums scheint er sich Gott gleichzusetzen, an einer andern ebenda sich als ihm unterstellt zu betrachten.

Schlagfertig wartete der Geistliche dagegen auf mit dem Brief des Königs Abgar, den Akten des Pilatus und dem Zeugnis der Sibyllen, »dessen Kern Wahrheit ist«. Die Jungfrau fand er bei den Galliern wieder, die Verkündigung eines Erlösers in China, die Dreieinigkeit überall, das Kreuz auf der Mütze des Großlama und in Ägypten in der Faust der Götter - und er zeigte sogar einen Kupferstich mit der Darstellung eines Nilmessers, der nach Pecuchets Ansicht jedoch ein Phallus war.

Insgeheim fragte Monsieur Jeufroy seinen Freund Pruneau um Rat, der ihm Beweise aus Büchern lieferte. Es entspann sich ein gelehrter Streit; und vom Ehrgeiz gestachelt, nahm Pécuchet seine Zuflucht zu transzendentalphilosophischen und mythologischen Gedankengängen.

Er verglich die Jungfrau mit Isis, das heilige Abendmahl mit dem homa der Perser, Moses mit Bacchus, Noahs Arche mit dem Schiff des Xithuros; diese Ähnlichkeiten bewiesen nach seiner Ansicht die Identität der Religionen.

Aber es kann doch nicht mehrere Religionen geben, da es nur einen Gott gibt; und wenn der Mann in der Soutane am Ende seiner Argumente war, rief er: »Das ist ein Mysterium

Was bedeutet dieses Wort? Mangel an Wissen; schon. Aber wenn es etwas bezeichnet, dessen bloße Nennung bereits einen Widerspruch in sich schließt, dann ist es eine Dummheit.  - (bouv)

Glaube Zweifel

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