ewimmel Diese einsamen Felsen, die mitten im abgrundtiefen Meer stehen, sind ein Tummelplatz von Tieren, die die Nähe des Menschen scheuen. Sie gleichen einem riesigen unterirdischen Labyrinth. In einer Tiefe, die Taucher kaum erreichen, sind unterirdische Höhlen, Löcher, Schlupfwinkel, verschlungene Gänge und düstere Gassen. Es wimmelt von ungeheuerlichen Tieren, die sich gegenseitig verschlingen. Krabben fressen die Fische auf und werden ihrerseits von ihnen gefressen. Lebewesen, so entsetzlich anzuschauen, daß das menschliche Auge sie nicht ertragen könnte, irren im Finsteren umher.
Gähnende Rachen, Fühlfäden, Flossen, Schwimmblasen,
aufgesperrte Kinnbacken, Schuppen, Krallen, Scheren
und Fänge gleiten schwankend vorbei, scheinen zu wachsen und zu zergehen im
dunkel glänzenden Wasser. Schwärme von Ungeheuern
tummeln sich und gehen ihren Verrichtungen nach. Der Schrecken in seiner Vollendung
ist dort zu finden. Die Einbildungskraft reicht nicht hin, sich das ameisenhafte
Wimmeln abscheulichen Gewürms vorzustellen. Das Innere des Meeres schauen, heißt
eine Vorstellung von einer unbekannten Welt bekommen, heißt sie von ihrer schrecklichsten
Seite sehen. Der Meeresschlund gleicht der Nacht,
denn auch in ihm gibt es einen Schlummer, einen scheinbaren wenigstens. Das
Bewußtsein der Kreatur schläft. In vollkommener Sicherheit begeben sich unverantwortliche
Verbrechen. Geschöpfe,
die erst ein Entwurf, ein schwacher Versuch eines
Lebewesens sind, obliegen, gespenstisch anzusehen, in scheußlichem Frieden ihrem
teuflischen Morden in der Finsternis. - Victor Hugo, Die Arbeiter des Meeres. Leipzig
1954 (zuerst 1866)
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