ewaltmensch
Franz Jung war eine Rimbaudfigur,
eine kühne, vor nichts zurückschreckende Abenteurernatur.
Er gesellte sich zu uns, und als der Gewaltmensch, der er war, beeinflußte er
sofort die ganze Dadabewegung. Er war ein starker Trinker und schrieb auch Bücher
in einem schwer lesbaren Stil. Berühmt wurde er für ein paar Wochen, als er
mit seinem Helfer, dem Matrosen Knuffgen, mitten in der Ostsee einen Dampfer
kaperte, ihn nach Leningrad steuern ließ und ihn den Russen schenkte — zu einer
Zeit, in der schon jeder vom bevorstehenden Sieg der Kommunisten sprach und
in Deutschland kaum noch eine richtige Obrigkeit existierte.
Jung tat selten etwas direkt; er hatte immer einige ihm auf Tod und Leben
ergebene Vasallen um sich. Wenn er betrunken war, schoß er mit seinem Revolver
auf uns wie ein Cowboy aus einem Wildwestfilm, und sein Leben verdiente er sich
als eine Art Börsenjournalist, gab auch einmal in seinem eigenen Verlag eine
Zeitung heraus, die sich mit ökonomischen Fragen beschäftigte.
Er war einer
der intelligentesten Menschen, die ich je getroffen habe, aber auch einer der
unglücklichsten. - George Grosz, Ein kleines Ja und ein
großes Nein. Sein Leben von ihm selbst erzählt. Reinbek bei Hamburg 1986, zuerst
1955