Gestörte  Ich kann davon ausgehen, dass sogar ziemlich sicher wieder irgendwas gewesen war. Einer dieser vielen kleinen Anlässe, an die ich mich immer nur schwer erinnern kann, obwohl ich sie massenwei­se mit mir herumzuschleppen scheine und man nur irgendwas antippen muss, irgendein Thema anschneiden, damit wieder irgendwas mit mir ist. Ich kann mich, was dieses Thema angeht, auch nicht auf eine Art psychische Störung zurückziehen, obwohl ich das manchmal gern möchte, aber richtig gestörte Menschen, denen geht es anders, richtig gestörte Menschen reden auch ganz anders und benehmen sich vor allem ganz an­ders. Natürlich sind richtig gestörte Menschen auch aggressiv und leicht reizbar und werfen dann mit gerade gekauften Wasserflaschen um sich oder treten Türen ein oder zerreißen Blusen oder schmeißen Fernseher um, aber eben anders, nicht so halbherzig, denke ich mir zumindest, und andererseits nicht so plötzlich, weil sie eben auch schon davor, auch wenn sie noch nichts werfen oder eintreten oder umschmeißen, irgend­wie gestört sind, was nicht heißt, dass ich vorher nicht gestört bin, aber den richtig Gestörten, so denke ich mir zumindest, merkt man es viel­leicht eher an, weshalb man sich entsprechend darauf einrichten kann, zum Beispiel gewisse Themen nicht ansprechen oder nach der Medika-mentierung fragen oder überhaupt unauffällig das Heft in der Hand behalten und die richtig Gestörten unauffällig dirigieren, damit die richtig Gestörten erst gar keinen Grund haben, etwas zu werfen, einzutreten oder umzuschmeißen, obwohl man natürlich auch grundlos etwas werfen, eintreten oder umschmeißen kann, weshalb es wahrscheinlich ein Fehlschluss und eben Teil meiner Störung ist, zu denken, es wäre eine Lösung für mich, richtig gestört zu sein, weil es dann wenigstens eine Linie in meinem Leben gäbe, nämlich die der Störung.  - (raf)
 

Störung

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