estalten, sympathische  Ein Typ, den der Wein auf den ersten Blick nicht lustig macht, ist David Goodis. In einem von zwei Fällen ist sein Held ein Alkoholiker, der bessere Tage und sogar Erfolg gesehen hat. Aber er hat sich so einen Mordsärger aufgehalst, daß er zu einem heruntergekommenen Wrack geworden ist. Und schon prasselt ein neuer, ernster Mordsärger auf das unrasierte Haupt des heruntergekommenen Wracks. Das geschieht in verdreckten Vierteln, in denen es schwülwarm oder naßkalt ist und alle am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen. Aber manchmal kommt das heruntergekommene Wrack wieder auf die Beine, durch die Kraft der Verzweiflung und wegen einer großen Leidenschaft, und vielleicht macht der Wein Goodis am Ende doch nicht wirklich traurig. Sagen wir mal, er hat eine slawische Ader Alle Immigranten Mitteleuropas vergöttern Goodis. Zu recht.

Ein Typ, den der Wein lustig macht, ist Donald Henderson Clarke, von dem das berühmte Un nommé Louis Beretti  stammt und nachfolgend Beretti pas mort  und Strictement confidentiel.   Ob es um den Italo-Amerikaner Beretti geht, der zum steinreichen Bootlegger wird, oder um den Journalisten Barry Ross, ein reines Herz, das seine Reinheit verliert, aber ein Herz bleibt und dafür mit dem Leben bezahlt, wir haben es mit außerordentlich sympathischen Gestalten zu tun im Kampf mit einer außerordentlich harten Welt, und sie lernen, sich durchzuwursteln und darüber zu lachen. Louis Berettis Lieblingssatz, wenn er trinkt (was dauernd vorkommt) lautet Der erste heute aus dieser Hand. Und die vorletzte Erwiderung aus Strictement confidentiel lautet Wenn es vorbei ist, saufe ich mich tot. Ach ja, man kann sie verstehen. - Jean-Patrick Manchette, Chroniques. Essays zum Roman noir. Heilbronn 2005 (DistelLiteraturVerlag, zuerst 1996)

 

Gestalt

 


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