Fesicht, unfertiges  ELISE : «Deine Seele ist nackt, als hättest du kein Gesicht mehr oder als hinderte das Erscheinen deiner Seele einen plötzlich, es zu sehen. Man sieht nichts als eine Flamme. Stammt sie vom Himmel? Man möchte es glauben, plötzlich aber ist da etwas Höllisches in dir, das alle entsetzt, auch die, die dich kennen, und die, die dich lieben.

Manchmal, wenn ich dich betrachte, bist du mehr als schön, und dann unversehens, ohne jeden Übergang, ganz häßlich. Woran denkst du dann ? Dein schräger, rascher Blick flieht, gleitet, entschlüpft mir, kehrt wieder, ist anderswo.»

HERR GODEAU : «Ein sehr kluger Maler hat mir einmal fast das gleiche gesagt: mein Gesicht vereinige zuviel Gegensätzliches, als daß man es malen könnte; und eine Wahrsagerin: es sei ein Gesicht, das beinahe nicht ins Leben getreten wäre, mehrerer Unfälle wegen, denen es entrinnen mußte und von denen einer meiner Geburt vorausging; eben darum sei es kaum ein Gesicht und wiederum mehr als ein Gesicht, zerbrechlich und unzerbrechlich, unkörperlich und wesenhaft, wie ein Entwurf in der Zeit, den die Ewigkeit vollenden wird.»

ELISE : «Oft bemerke ich, daß du den Leuten, die uns begegnen, durch dein fremdartiges Wesen auffällst, und mir ist dann, als hörte ich einige murmeln: ‹Wie schrecklich das sein muß, dieser Mensch zu sein!›» - Marcel Jouhandeau, Elise. Reinbek bei Hamburg 1968 (zuerst 1933 ff.)

 

 

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