esicht, häßliches Schönheit ist nicht mehr in dem Körper, dem man die Haui abgezogen
hat, für ein höheres Auge wäre sie sicherlich noch da. Gott kann die
Tugend nicht mit dem Stempel des Lasters zeichnen, das ist es eben
worüber wir disputieren, es gibt keine andere Zeichen des Lasters als
die pathognomischen, und nachdem diese mehr oder weniger von Häßlichkeit
begleitet werden, desto auffallender sind sie. Die Häßlichkeit macht
sie merklicher. Die Zeichen der Dummheit, auf ein regelmäßiges gesundes
Gesicht getragen (auf ein schönes), können freilich dort nicht so sehr
erkannt werden, so wie ein weißer Strich auf einer weißen Tafel, in
häßlichen Gesichtern wird sie merklicher, und das Gesicht besteht nicht
aus Häßlichkeit und Dummheit, sondern die Menge hält es für ganz häßlich
und Herr Lavater für ganz dumm. Was eigentlich dumm darin ist
ist das pathognomische Zeichen der Schlaffigkeic, Trägheit, des
gaffenden Staunens, das übrige ist oft National-HäßHchkeit, so können
die Feuerländer Gesichter verteidigt werden. Ein dummer Franzose sieht
nicht aus wie ein dummer Engländer, obgleich die pathognomischen Zeichen
der Dummheit in abstracto dieselben sein mögen. »Die leidende Tugend
wird leicht erkannt«, freilich Schwären von Pocken, ausgelaufne Augen,
verwachsener Rückgrat, aber gerechter Gott, welcher Sterblicher will die
Grenzen da bestimmen? (Die Geschichte von dem Mädchen neben Mathias
Garten muß hieher, die Lippen sind gespannt, breit glänzend und blau,
und von dem unschuldigen Lächeln, den Grübchen in den Wangen ist nicht
die flüchtigste Spur mehr da, und ich bin überzeugt, kein
Gesichter-Beobachter wird, alle die Schwären und ausgelaufnen Augen pp.
abgerechnet, glauben können, das Kind sei je ein schönes Kind gewesen.)
Ist etwa eine liebliche Sprache auch ein Zeichen von Vollkommenheit des
Herzens oder der Kehle? Die schönsten Augen sind nicht einmal die, die
am besten sehen (contra Mendelssohn) und umgekehrt. Ja mit einem Wort
die schönsten Menschen sind ja nicht einmal die gesündesten. Da also die
innere Unvollkommenheit des Körpers selbst sich nicht allemal durch
äußere Verzerrung äußert, Unvollkommenheiten die ihn selbst, sein Wesen
und seine Erhaltung angehen, wie könnt ihr in aller Welt glauben, daß
solche Unvollkommenheiten des Körpers, die die Seele affizieren und die
an sich mikroskopisch sein können, sich durch Verzerrung äußern sollen ?
Jeder denke seine ganze Bekanntschaft bei dieser Stelle durch und trete
als Zeuge auf: Wer recht hat. Gütiger Gott! was habe ich für Leute
gekannt, die beim ersten Anblick, bis zum Lächerlichen (besser) häßlich,
und die die vortrefflichsten Leute waren. Bei näherer Bekanntschaft
entwickelte sich freilich alles, und die erst übersehenen Reize wurden
nun durch Räsonnement fühlbar. - (licht)
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